Sommerbaumwolle

[233] Sommerbaumwolle, Gossypium herbaceum, L. [Zorn, pl. med. tab. 298] mit krautartigem Stengel und fünflappigen, unten mit einer Drüse versehnen Blättern, ein höchstens drei bis vier Fuß hohes einjähriges, auch wohl, je nach der Wartung, zwei und mehrjähriges Gewächs, vorzüglich auf den griechischen und den Inseln des mittelländischen Meeres, sonst aber auch in Ost- und Westindien einheimisch, welches im August blaßgelb blüht.

In alten Zeiten schätzte man thörichter Weise die in der viertheiligen Fruchtkapsel mit der bekannten Baumwolle (Gossypii lana) eingehüllten weißen Samen (Gossypii, s. Bombacis semen) als ein einwickelndes, Husten minderndes Mittel. Frisch sind sie öhlichte, süßlicht schmeckende Kerne, länglichtrund, und von der Größe einer Kicher. Jeder öhlichtsüße Samenkern ersetzt ihre Stelle. Die alten Reste derselben in Apotheken sind ranzicht.

Schätzbarer ist der äussere Gebrauch der kleinen aus Baumwolle zusammengewickelten, unten glatt abgeschnittenen Zylinder, die nach Anleitung der Aegyptier, auf hartnäckig schmerzhafte Stellen des Körpers verschiedner Art, auf zurückgebliebene Krebsknoten, äusserlich an der Brust bei innern Lungengeschwüren, bei jählinger Krümmung des Rückgrats, und Anchylosen von sogenannter Absetzung krankhafter Stoffe, unmittelbar auf die leidende Stelle gesetzt werden. Man zündet sie an der Spitze an, und läßt sie bis auf die Haut glimmen, gewöhnlich durch Blasen mit dem Munde angefacht. Im allgemeinen wird blos die davon bedeckte Hautstelle zum Schorfe gebrannt, ohne daß die Entzündung sich tiefer, oder weiter umher verbreitete; man bedeckt sie dann mit einer milden Fettigkeit. Dieses vortrefliche Hülfsmittel wird nur allzu selten gebraucht, weit seltner als es verdiente.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 233.
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