Spitzblattfleischleim

[265] Spitzblattfleischleim, Penaea mucronata, L. mit herzförmigen, scharfgespitzten Blättern. Es ist noch zweifelhaft, ob das Fleischleimgummi, von diesem äthiopischen Sträuchelchen oder von der Penaea Sarcocolla L. [Pluk. Mantiss. tab. 44] mit platten, eiförmigen Blättern, und befranzten Blumendecken, welche größer als die Blätter sind, herrühre, oder vielmehr von einer Art Euphorbia.

Man bringt aus Persien und Arabien das Fleischleimgummi (Gummi Sarcocollae) in leicht zerreiblichen Körnern und Stückchen verschiedner Größe, von der einer Wallnuß bis zu der eines Mohnkorns groß, von weißgelblichter, mehr oder weniger röthlicher, selten ganz weißer Farbe, mit hie und da sichtbaren Flimmerchen, ohne Geruch und von anfangs fade süßlichtem, dann bitterlichem und widrig schärflichem Geschmacke. Einige Stücke sind wie mit einer zaserichten Wolle zusammengefügt. Es blähet sich im Feuer auf, und zerknistert ehe es sich entzündet, und soll dann einen eben nicht angenehmen Geruch verbreiten, und löset sich fast ganz im Wasser und nur zum Theil in Weingeist auf. Das beste muß so rein und farbelos als möglich seyn, (je röthlicher, desto älter ist es) und beim Kauen viel zähen Schleim von sich geben.

Seine Eigenschaften sind fast völlig unbekannt. Daß es in Milch aufgelöset gegen die verdunkelten Flecken der Hornhaut äusserlich gebraucht worden ist, daß es eine Blut stillende Kraft besitzt, und innerlich genommen purgirt, in einer noch nicht bestimmten Gabe, ist alles, was man davon weiß; da seine allgemeine[265] Empfehlung in Brustkrankheiten zweideutig, und seine wundheilende Kraft, wo nicht eingebildet, doch unverbürgt ist. Weil man auf seinen äußern Gebrauch die Haare hat ausfallen sehen, so wird diese Substanz verdächtig, bis man ihre Kräfte genauer erforscht hat.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 265-266.
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