Springwolfsmilch

[268] Springwolfsmilch, Euphorbia Lathyris, L. [Zorn, pl. med. tab. 16] mit vierspaltig zweitheiliger Dolde, und ganz glattrandigen, einander gegenüber stehenden Blättern ein etwa zwei Fuß hohes, zweijähriges Kraut an den Rändern der Gemüßäcker und Gärten, welches im Juny und July grüngelblich blüht.

Die Samen (Springkörner, Purgirkörner, Sem. Cataputiae minoris) sind etwas größer als der Hanfsamen, oval, an dem einen Ende schief abgestutzt, und enthalten unter einer rothbraunen, runzlichten, zerbrechlichen, geschmacklosen Schale einen weißen, öhlichten Kern, der einen anfangs süßen Geschmack besitzt, welcher bey fernerm Kauen anhaltend beißend und fressend wird. Der gemeine Mann und die alte Praxis haben fünf bis zehn Körner zum Purgiren eingegeben, die Aerzte haben sie jedoch oft mit Eidotter[268] zur Emulsion aufgelößt. Dieß auf alle Fälle gewagte Unternehmen hat aber oft so gefährliche Folgen gehabt, daß man schon längst ihre Anwendung unterlassen hat. Sie sollen schreckliches Reißen im Magen und den Gedärmen, und Blutabgang von oben und unten zuwege gebracht haben. Ueberdem zeugen Versuche an Thieren, daß Ausleerungen ihr Wirkungskreis gar nicht eigentlich sind, und daß sie vielmehr krampfhafte Beschwerden in den Respirationsorganen zuwege bringen.

Das Wort Cataputia ist aus dem Worte Catapotia verdreht, welches Pillen bedeutet.

Das ausgepreßte Oel daraus ließen die Alten auf den Unterleib einreiben, um Purgiren zu erregen.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 268-269.
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