Stacheligelstein

[271] Stacheligelstein (Bezoar porci, Piedra del porco, Lapis malaccensis, Lapis hystricis) ist ein thierisches Konkrement aus der Gallblase eines mit Stacheln besetzten Thieres, vorzüglich des Erinaceus malaccensis, L. [Seba. Mus. I. tab. 51. f. I.], doch auch der Hystrix cristata, L. (Seba, Mus. I. tab. 50. f. I.) welches im mittägigen Asien, auf den Sundaischen Inseln, Malacka, Zeilon, u. s. wohnt.

Der Malackische, als der theuerste und geschätzteste, ist gewöhnlich von der Größe einer Muskatennuß, oder Wallnuß, plattrund, rothbräunlich, leicht, fest, hornartig glänzend, von bitterm Geschmacke und als von einem fetten Wesen zusammen gesetzt. Wenn er ein Loth wiegt, wird er mit 500 Thalern bezahlt. Man faßt ihn gewöhnlich in Gold mit einem goldnen Kettchen, um ihn in Wasser hängen zu können, dem er nach wenigen Stunden einen bittern Geschmack mittheilt, und dabei sehr unmerklich am Gewichte abnehmen soll.

Der lapis porci zeylanicus, den man von ersterm unterscheidet, ist schwärzlicht, zuweilen von der Größe eines Hünereis, und sieht wie ein eingedickter Saft aus. Er ist fünfmahl wohlfeiler, und wird eben so angewendet.

Die gedachte vom Wasser ausgezogene bittre, obgleich farblose Tinktur soll die Lebenswärme erhöhen, in bösartigen Fiebern alle Bezoare, und Alexipharmaka an Kraft übertreffen, vor Schlag und Fallsucht sichern, den Blasenstein auflösen, die Gicht heilen, die Eingeweide stärken, Herzklopfen vertreiben, in bösartigen Pocken und Masern Dienste leisten, und was dergleichen Uebertriebenheiten mehr sind. Etwas weniger unglaublich ist sein Ruhm in der Cholera und der Gelbsucht. Wiewohl man zu allen diesen Absichten vernünftigere Mittel hat, als dieß ekelhafte Konkrement, welches doch nichts anders leisten kann, als eine verdickte Galle. Der ungeheure Preis müßte denn allein den Maasstab seines Werthes bei der reichen Indolenz abgeben sollen.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 271.
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