Stahl

[272] Stahl (Chalybs). Wegen der größern Schätzbarkeit des Stahls vor dem Eisen zu technischem Gebrauche, wähnten auch die Aerzte, ersterer sei vorzüglicher zur Arznei als lezterer. Denkt man sich unter dem Stahle das reinste Eisen, so ist dieser Wahn verzeihlich, ob er gleich auch da wegen seiner Härte bei weitem schwerer zu pülvern ist, und wenn der Rost oder der Mohr verlangt wird, schwerer sich in unvollkommenen und vollkommenen Kalk verwandeln läßt; der weit größern Theurung dieses Kunstprodukts nicht einmahl zu gedenken. Da es aber mit seiner Reinigkeit eine sehr misliche Sache ist, indem mehrere Sorten Stahl aus Eisen mit Arsenik geschmolzen, entstehen, so darf kein Apotheker das Wort Stahl in arzneilichen Verordnungen im eigentlichen Sinne verstehen, sondern muß zu allen Präparaten, die diesen Nahmen führen, nichts anders, als reines Eisen nehmen, keinen Stahl.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 272.
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