Steinbrechpimpinelle

[275] Steinbrechpimpinelle, Pimpinella Saxifraga, L. [Flor. dan. tab. 669] mit glattem, gestreiftem Stengel, und glatten gefiederten Blättern, wovon die Blättchen der Wurzelblätter rundlicht und spitzig gezahnt, die am Stengel aber doppelt gefiedert und gleichbreit sind, ein höchstens zwei Schuh hohes Kraut mit perennirender Wurzel an sandigen, sonnichten, dürren Hügelabhängen, welches im July und August öfterer weiß, als röthlich blüht.

Die dünne, spindelförmige, zwei bis drei Zoll lange, äusserlich und innerlich weiße, von ihrem dickern Kopfe aus etwas faserichte, mit dichten, ringförmigen Striefen gerunzelte Wurzel (Rad. Pimpinellae saxifragiae minoris, Pimpinellae albae, s. nostratis) hat einen duftenden Geruch, und einen erst bitterlichen, bei längerm Kauen aber süßlichten, aromatischen, hitzigen, und brennend beißenden, nicht lange anhaltenden Geschmack. Sie enthält nichts adstringirendes aber etwas gelbes, sehr brennend schmeckendes ätherisches Oel, und läßt sich am vollkommensten mit Weingeist ausziehen. Die Alten trieben damit Schweiß, rühmten sie in pestilenzialischen Fiebern, und ließen sie bei Zahnschmerzen kauen. Sie soll Bauchgrimmen vertreiben, Engbrüstigkeit von zurückgetriebenen Ausschlägen heben und verschleimte Magen stärken. In wiefern sie in Wassersucht und Bleichsucht heilsam sei, ist noch nicht ausgemacht. Einige haben sie in Vertreibung der Nachwehen vom Quecksilbermisbrauche, vorzüglich gegen das daher rührende Zittern angewendet, und den Geschmack der Sensblätter und Rhabarber damit zu verbessern gesucht. Jezt bedient man sich ihrer größtentheils nur in der schleimigen Bräune, und in Heiserkeit, wiewohl sie in mehrern Krankheiten, wo schlaffe Faser und Schleim herrscht, Dienste leisten könnte.

Die wild wachsende ist der in Gärten gezogenen weit vorzuziehen. An Kräften soll sie mit der Pimpinella magna, L. sehr überein kommen, aber doch stärker wirken.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 275.
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