Stephansrittersporn

[278] Stephansrittersporn, Delphinium Staphisagria, L. [Zorn, pl. med. tab. 473] mit vierblätterigen Honigbehältern, welche kürzer als das Blumenblatt sind, und handförmigen Blättern mit stumpfen Lappen, ein etwa zwei Fuß hohes, theils ein- theils zweijähriges Kraut, welches im südlichen Europa, unter andern auch in Provence, Languedoc und in Italien an schattichten Orten einheimisch, in unsern Gärten große blaue Blumen im August trägt.

Die einer kleinen Erbse großen, drei- oder vierkantigen, an dem einen Ende dünnern, an dem andern dickeren, auf der einen Seite platten, und mit einer Längenstriefe gezeichneten, auf der andern konvexen, mit Grübchen besetzten, schwärzlichten Samen (Steffenskörner, Sem. Staphidis agriae) enthalten einen weißlichten, nach und nach gilblichter werdenden, öhlichten Kern, welcher von bitterekelhaftem, Andre sagen, sehr bitterm und höchst scharfem Geschmacke ist, und beim Ranzichtwerden einen sehr widrigen Geruch bekommt. Gekaut ziehen sie den Speichel zusammen, und sind deshalb ehedem als Speichel abführendes Mittel in den Mund genommen worden. Auch zur Tilgung der Fleischschwämme in alten Geschwüren und gegen Krätzausschläge hat man diesen Samen äusserlich, wiewohl selten gebraucht, nicht mit Sicherheit, da man die Zufälle, die er durch die offene Haut im Körper erregen könnte, noch nicht kennt. Desto unverantwortlicher handelten die Alten, da sie ihn bis zu einem Skrupel innerlich zum Abführen von oben und unten anriethen, zumahl da Versuche an Thieren zu verstehen geben, daß dieser Samen gar nicht zum Ausleeren geschaffen sey, daß er zwar Brecherlichkeit und unwillkührliche Stühle errege, wie alle starkwirkende Substanzen, übrigens aber besondere Eindrücke auf die Nerven mache, Lähmungsschwäche, Zittern, Konvulsionen, und, wie ich gesehen, wühlenden Schmerz im Magen, Erweiterung der Pupille, stürmische Bewegungen in der Brust, innere Hitze, Genigtheit zu Schweiße, u.s.w.

Ihr größter Verbrauch ist zur Tödung der Kopf-Zeug- und Filzläuse. Ob Ratten und Mäuse damit zu tödten sind, wie die deutschen Nahmen (Ratten- und Mäusepfeffer) zu verstehen geben, ist noch unausgemacht.

Sie geben 3/16 an ausgepreßtem Oele und lassen ihre Kräfte am besten durch Weingeist ausziehen.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 278.
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