Sternanisbadian

[278] Sternanisbadian, Illicium anisatum, L. [Kaempf. Amoen. exot. 880. Tab.] mit gelblichten Blumen, ein in China[278] und Japan, so wie auf den Philippinischen Inseln wohnender Baum, den die Brachmanen für heilig halten.

Die zu sechs bis acht sternförmig zusammenhängenden, gespitzten dunkelbraunen Fruchtkapseln (Sternanis, Anisum stellatum, s. sinense) sind oben eröfnet und enthalten einen braunen glänzenden, ovalen, zusammengedrückten Samen (Sem. Badian) welcher einen weißen Kern enthält. Kapseln und Samen besitzen einen besondern süßen gewürzhaften Geschmack und Geruch (doch erstere stärker, als leztere), welcher mit dem Anis und Fenchelsamen viel Aehnlichkeit hat. Sie geben in der wässerigen Destillation ein noch feineres und durchdringenderes ätherisches Oel als der Anis; die Samen allein geben ein eben so riechendes ausgepreßtes Oel. Samen und Samenkapseln werden ohne Unterschied zusammen (unter dem Nahmen Sternanis) angewendet, mehr in Schweden und Frankreich, als in Deutschland. Der Aehnlichkeit des Geruchs und Geschmacks wegen hat man ihm gleiche Eigenschaften wie dem Anis bei Husten und Katarrhen zugeeignet; gleich als wenn Geruch und Geschmack hinreichend wären, ein sichres Urtheil über die Arzneikräfte einer Pflanze zu fällen! Lieber wollen wir gestehen, daß wir nichts von den arzneilichen Eigenschaften des Sternanis wissen, als durch Vermuthungen ihm eine Bestimmung andichten. Die Chineser geben ihrem Athem damit Wohlgeruch, und halten ihn für magenstärkend und ermunternd.

Von eben diesem Baume, sagt man, soll die sogenannte Sternanisrinde (Cort. Lavóla, s. Anisi stellati) kommen, in halbfußlangen, liniendicken, in der Dicke eines Fingers zusammengerollten Stücken, welche äusserlich runzlicht, hellgrau, mürbe, innerlich zäh und braun sind, ebenfalls von gewürzhaftsüßem Geschmacke und einem Anis, oder vielmehr Sassafras ähnlichem Geruche. Ihre Bestimmung ist unbekannt. Die wahre Rinde des Sternanisbaumes verbreitet, angezündet, einen ungemeinen Wohlgeruch und man räuchert in China und Japan damit in den Tempeln.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 278-279.
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