Taumellolch

[308] Taumellolch, Lolium temulentum, L. [Flor. dan. tab. 160] mit begrannten Aehren, deren Aehrchen zusammengedrückt, und vielblüthig sind, eine an Wegen und an Fruchtäckern vorzüglich nach Ueberschwemmungen, oder in regnichten Jahren, besonders unter dem Hafer wohnende, zwei Schuh hohe einjährige Getreideart, deren Samen (Sem. Lolii) oval, breit gedrückt, und kleiner als anderer Getreidesamen ist, von unbedeutendem, haferähnlichem Geschmacke. Indessen bringt nach der Erfahrung älterer und neuerer Zeiten sein Genuß, als Brei, oder im Brode heftige und langanhaltende Uebel zuwege, Betäubungen der Nerven, Unbeweglichkeit, zulezt Erschlaffung der Muskelfaser, Stumpfheit der Sinnen, Tagblindheit, Schwindel, das heftigste Kopfweh, Schlaftrunkenheit und Schlaflosigkeit, Zittern, kalte Schweiße, Schlagflüsse, u.s.w. gegen welche der Essig das beste Gegengift seyn soll. Indessen will man von seinem äussern Gebrauche beim kalten Brande, bei hartnäckigen Hautausschlägen, im Kropfe und bei Hüftgicht hülfreiche Wirkung gesehen haben.

Unvernünftige Leute haben es mit unter das Bier gebraut, um es berauschender zu machen, aber eben jene schrecklichen Zufälle bei den Trinken zuwege gebracht, die oben erwähnt worden.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 308.
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