Terbenthinpistazie

[310] Terbenthinpistazie, Pistacia Terebinthus, L. [Regnault, Botan. tab. 412] mit ungleich gefiederten Blättern, deren Blättchen oval lanzetförmig sind; ein auf Chio, in dem nördlichen Afrika, und in Indien einheimischer, in Spanien aber, dem südlichen Frankreich und in Italien künstlich gezogner hoher Baum, mit matt purpurfarbiger Blume im Aprill, aus dessen angeschnittener Stammrinde (vorzüglich auf der Insel Chio) der Balsam sparsam fließt, welcher unter dem Nahmen cyprischer Terbenthin (Terebinthina cypria s. de Chio) bekannt ist, dicker und zäher als der venedische Terbenthin, durchsichtig, von weißer, ins Gelbe (oft ins Blaue und Grüne) spielender Farbe, von starkem, angenehm balsamischem, jasminähnlichem Geruche, und von erwärmend stechendem, etwas wenig bitterlichem, gar nicht scharfem Geschmacke. In heißes Wasser[310] geworfen, wird er zwar weicher, zerfließt aber nicht.

Alle die Lobpreisungen traumatischer und diuretischer Kräfte sind von keinem Nutzen, da man ihn immer nur in dem theuersten Preise, und fast nie ächt bekommen kann, auch schon der geringen Menge wegen, die man davon gewinnt, da ein großer ausgewachsener Baum im Jahre nur etwa zehn Unzen ausgiebt. Deshalb wird er schon an Ort und Stelle verfälscht, und noch mehr in Venedig (worüber er wenigstens ehedem kam) mit Lerchenterbenthin vermischt, welches kaum durch den Geschmack genau zu unterscheiden ist. Das Pfund galt ehedem in Holland 56 Stüver.

Die wahren Kräfte des Balsams der Terbenthinpistazie bleiben also noch unbekannt; wiewohl sie gewiß von denen der übrigen sogenannten Terbenthine, die alle von den Fichtenarten kommen, abweichen müssen.

Blos der von Chio soll das beschriebne äussere Ansehn haben, der von Cypern aber dunkelfarbiger und trüber seyn.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 310-311.
Lizenz: