Wallfisch

[381] Wallfisch, Balaena Mysticetus, L. [Egede, Groenl. S. 48 fig.] mit gebogenen Nasenlöchern in der Mitte des Vorderkopfs, und flossenlosem Rücken; ein fischähnliches, unter den bekannten, das größte Säugthier von 60 bis 100 Fuß Länge, welches in den nördlichsten Meeren am häufigsten um Grönland und Spitzbergen einheimisch ist, größtentheils von Meerinsekten lebt, und so geschwind als furchtsam ist. Das Weibchen ist neun bis zehn Monate trächtig, und gebiert dann ein zehn Fuß langes Junge (selten zwei), welches von ihm ein Jahr lang mittelst der zwei am Unterleibe befindlichen Brüste gesäugt, und liebreich beschützt wird. Der größte Gewinn von Tödung dieser Thiere besteht in den 700 in der obern Kinnlade liegenden, hornartigen[381] Blättern, dem sogenannten Fischbeine, und dem gleich unter der Haut liegenden 8 bis 10 Zoll dicken, gelben Speck, der zu Thran ausgebraten wird, (auf 90 Tonnen von einem Wallfische) – beides Substanzen, die von ausgebreitetem und fast unentbehrlichem ökonomischem und technischem Gebrauche sind und wovon ersteres zu chirurgischen Behufen, lezterer aber zur schwarzen Seife ( Seife) angewendet wird.

Das Männchen verbirgt ausser der Begattungszeit sein Zeugungsglied in dem Unterleibe, in einer Art von Scheide zurückgezogen, welche am Ausgange mit einem Schließmuskel verschlossen ist. Diese Ruthe (Priapus Ceti) welche am hintersten Theile sieben bis acht Zoll im Umfange und auf sechs Fuß in der Länge hat, ist im frischen Zustand weich hornartig und durchscheinend. Die ekellose Leichtgläubigkeit unserer Vorältern trocknete diese unnütze Substanz, und gab das Pulver gegen weißen Fluß und rothe Ruhr ein.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 381-382.
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