Weberkarde

[398] Weberkarde, Dipsacus fullonum, L. [Lobel. Icon 17] mit stiellosen, sägeartig gezahnten Blättern und abwärts gebognen Grannen; ein auf fünf Fuß hohes Kraut mit zweijähriger Wurzel, welches in Gärten und auf Feldern gebauet, im Juny und July weißlicht blüht.

Die nicht gar lange, glatte, weiße Wurzel (Rad. Dipsaci, Cardui fullonum) ist von sehr bitterm Geschmacke. Man hat sie mit der Wurzel der Wolfsstreelkarde. (Carduus sylvestris, L. [Lob. Icon. 18] mit glattrandigen, zusammengewachsenen Blättern und geraden Grannen) welche auf Ackerdämmen wächst, und als Art von jener verschieden ist, untermischt, in ältern Zeiten im Dekokt gegen Schrunden des Afters und gegen Warzen angewendet. Der Wurzel[398] und den Blättern schrieb man eine antiskrophulöse, fäulnißwidrige und Harn treibende Kraft, (gleich dem Spargel) zu, und will sogar die verzweifeltsten Lungensüchtigen mit dem mit Honig gemischten Pulver des Krautes geheilet haben; alles Angaben, die bis auf nähere Bestimmung und Bestätigung noch das Gepräge der Empirie an sich tragen.

Wie das in der Höhlung der zusammenstoßenden Blätter sich sammelnde Regenwasser Augenentzündungen, Hornhautverdunkelungen und Gesichtsflecke, wie die Alten wähnten, heben könne, ist unbegreiflich, so wie auch die in dem Blüthenkopfe sich aufhaltenden Insektenlarven (von Phalaena Dipsaci?) zu drei oder vier Stück in Tertian- oder Quartanfiebern einnehmen zu lassen, als Thorheit der Vorzeit zu achten ist.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 398-399.
Lizenz: