Wegsenfhederich

[400] Wegsenfhederich, Erysimum officinale, L. [Zorn, pl. med. tab. 32] mit an die Blumenähre angedrückten Schötchen, und in aufgeworfene Querlappen getheilten Blättern; ein auf Brandstäten und Schutthaufen, vorzüglich an Wegen wohnendes, zwei Fuß hohes Sommergewächs, welches im Juny und July seine kleinen gelben Blumen trägt.

Die wechselweise stehenden Blätter (Fol. Hb. Erysimi vulgaris, Irionis) welche in zusammenfließende, gelappte und gezahnte Querstücke zertheilt sind, deren äußerstes dreieckig, dreispaltig und gezahnt ist, haben frisch zwar fast keinen Geruch, aber einen kreßartigen, etwas beißenden Geschmack, welcher größtentheils durchs Trocknen vergeht. Dieses Kraut hat viel Ruf in Krankheiten der Brust, der Luftröhre und der ersten Wege, die man von zähem Schleime herleitet; man rühmt es im Scharbock, in alten Husten und schleimiger Engbrüstigkeit, vorzüglich aber in Heiserkeit, die auf starke Anstrengung der Stimme zu erfolgen pflegt. Zu dieser Absicht bedient man sich hauptsächlich des Sirups (Syrupus de Erysimo) dessen beste Bereitung darin besteht, daß man den frisch auspreßten, mit einem doppelten Gewichte ganz trocknen feinen Zuckerpulvers vermischten Saft in einem irdenen Geschirre, welches in einem Kessel mit kochendem Wasser steht, eine halbe Stunde umrührt, und den vom etwa noch unaufgelöseten Zucker abgegossenen Saft noch heiß durch ein wollenes Tuch gießt. Doch hat man das Kraut auch im Aufgusse, und selbst im Pulver gebraucht, von welchem man sich jedoch nicht viel zu versprechen hat. Aeusserlich hat man das frisch zerquetschte Kraut auf harte Geschwülste und selbst auf uneröfnete Krebsknoten gelegt, man weiß nicht genau, mit welchem Erfolge. Den Samen hat man ebenfalls im Scharbocke und bei Strangurie gebraucht, aber sehr selten.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 400.
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