Weißjesmin

[424] [424] Weißjesmin, Jasminum officinale L. [Zorn, pl. med. tab. 153] mit einander entgegengesetzten Blättern und unterschiedenen Blättchen; ein mehrere Schuh hoher Strauch im südlichen Europa und in der Schweitz einheimisch, der in unsern Gärten im July weiße Blumen (Flores Jasmini) trägt, welche von bitterlichem Geschmacke und heftig duftendem, in der Entfernung angenehmen, eignem Geruche sind, der aber so flüchtig ist, daß er sich weder in der Destillation mit Wasser oder Weingeist mit übertreiben, noch im Aufgusse einer von beiden Flüssigkeiten mittheilen läßt. Blos in ausgepreßten Oelen läßt sich dieser Geruch fixiren, zu welche Absicht in Italien Flocken Baumwolle von Beenöl durchzogen mit frisch gepflückten Jasminblumen, und so täglich mit neuen Jasminblumen, stratifizirt werden; das so vom Jasmingeruche endlich vollkommene durchzogene Oel (Oleum Jasmini) wird in wohlverstopften Gläsern versendet und zum Parfümiren gebraucht, wiewohl es einige Aerzte auch in gelähmte, kontrakte und konvulsivische Glieder haben einreiben lassen, ohne merkbaren, bekannten Nutzen. Eine andre geringere Art, dieß Oel mit Provenceröl zu verfertigen, sehe man unter Oele, aufgegossene, nach.

Sehr empfindlichen Personen verursacht der heftige Geruch dieser Blumen Kopfweh und Nasenbluten.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 424-425.
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