Weißtannenfichte

[432] Weißtannenfichte, Pinus picea, L. [Zorn, pl. med. tab. 528] mit einzelnen, an ihrem Grunde von einander abstehenden, kammartig nach zwei Seiten gerichteten, platten, an der Spitze ausgeschnittenen Blättern und länglichten, in die Höhe gerichteten Fruchtzapfen, mit angedrückten, ganz stumpfen Schuppen; ein ungemein hoher, gerader Baum auf mehrern hohen Gebirgen, mit dem weißesten, leichtesten, biegsamsten, elastischsten Holze von den feinsten, geradesten Fasern unter allen Fichtenarten, welcher im Mai roth blüht, und die Zapfen im September reift.

Von diesem Baume leitet man vorzüglich den Strasburger Terbenthin (Terebinthina argentoratensis) ab, welcher klar, gilblich, weniger dick, zähe und klebrig als der venedische ist, aber bitterer schmeckt, und angenehmer (frisch, etwas nach Zitronen)[432] riecht. Im Alter wird er dunkler, zäher, und verliert etwas von seinem angenehmen Geruche. Er wird aus den an der Rinde der jüngern Bäume im Frühlinge und Herbst auftretenden Harzblasen, die man mittelst eines Hörnchens eröfnet, gesammelt, und vermuthlich mittelst einer Art Durchseihens geremigt. (Auf Einschnitte fließt nichts beträchtliches aus). Man bedient sich desselben äusserlich und innerlich wie einer der besten Terbenthinarten, und zu gleichen Behufen als des venedischen, unter Lerchenfichte.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 432-433.
Lizenz: