Weihrauchwacholder

[403] Weihrauchwacholder, Juniperus thurifera, L. mit zugespitzten, in vier Reihen übereinander geschobnen Blättern, so daß sie vierkantige Zweige bilden; ein in Afrika, doch auch in Portugall und Spanien wohnender, bei uns gedeihender, auf dreisig Schuh hoher Baum mit schwarzen Beeren, welche größer als die des Krammetwacholders sind.

Von ihm hat man mit einiger Wahrscheinlichkeit (ehedem gab man den Juniperus lycia, als Mutterbaum an) den aus beiden Arabien und Aethiopien über Mocka und Cairo, von da aber[403] über Marseille zu uns gelangenden Weihrauch (Olibanum, Thus) hergeleitet, ein aus mehr Harz als Gummi bestehendes Gummiharz in rundlichen, ziemlich großen Körnern von der Größe einer Bohne bis zu der einer Wallnuß, gilblich oder mit einem mehlartigem Ueberzuge, halbdurchsichtig, trocken, zerbrechlich. Unter den Zähnen läßt er sich zerreiben, wird dann zähe und hängt sich an, wird weiß und macht den Speichel milchicht, von balsamisch bitterlichem Geschmacke und ziemlich süßen, balsamisch harzigem Geruche. Angezündet brennt er, ohne sich zu erweichen mit heller Flamme und stößt, erhitzt, einen starken bitter gewürzhaften, erquickend riechenden Rauch von sich. Mit Wasser gerieben, zertheilt er sich zu einer milchichten, balsamisch bittern Halbauflösung. Der Weingeist löset über die Hälfte auf, zu einer balsamisch bittern, ähnlich riechenden, gilblichen Essenz.

Man hat ihn in der Essenz, oder mit Eidotter zur Emulsion gerieben, ehedem als ein äusseres Wundmittel gebraucht und den Rauch davon als ein Stärkungsmittel bei (langwierigen?) Katarrhen, beim Aftervorfall, und Stuhlzwang. Am häufigsten wird er zum Räuchern beim römischkatholischen und griechischen Gottesdienste gebraucht.

Der vielerlei Abtheilungen und Nahmen bedient man sich nicht mehr, die die Alten dem verschiedentlich gestalteten Weihrauche beilegten. Sie nannten die runden Körner thus masculum, die länglichten thus foemininum, die zu zwei an einander klebenden thus (album) testiculatum, das feinere abgeriebene Pulver davon mica thuris, das gröbere aber, manna thuris oder olibani manna.

Die größern, marmorirten Stücke werden Weihrauch in Sorten (olibanum in fortis) genannt.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 403-404.
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