Wolldistel

[455] Wolldistel, Carduus eriophorus, L. [Jacquin, flor. austr. tab. 171] mit zwiefach in Querstücke zertheilten Blättern von deren Lappen einer um den andern in die Höhe gerichtet ist und mit kugelrunden, zotthaarigen Blumendecken; ein im südlichen Europa, und auch in England und den Vorgebirgen der österreichischen und tyroler Alpen wohnendes, auf fünf Schuh hohes Kraut mit zweyjähriger Wurzel, welches im July und August purpurroth mit wollichten Kelchen blüht.

Alle Theile dieses Krautes (Hb. Cardui eriocephali, Cardui carpite tomentoso) besitzen einen angenehmen, aromatischen Geschmack, sowohl die Wurzel, als der stachellose Stengel, die oben dunkelgrünen, auf der untern Fläche wollichten, stachlichten Blätter, und die großen, scharfstachlichten, wollichten Blumenköpfe. Die Alten legten den frisch ausgepreßten Saft dieser Pflanze, und das zu Brei zerstampfte Kraut auf den Gesichtskrebs, wie sie versichern, mit glücklichem Erfolge. Seine auch im Brustkrebse gerühmte Tugend ist weniger bestätigt.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 455.
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