Wundodermennig

[459] Wundodermennig, Agrimonia Eupatoria, L. [Zorn, pl. med. tab. 206] mit gefiederten Blättern, deren Endblättchen gestielt ist, und mit borstigen Samen; ein in Hainen, an Zäunen, Wegen, Ackerrändern, und auf steinichten Hügeln wohnendes, zwei bis drei Fuß hohes, Kraut mit mehrjähriger Wurzel, welches im July und August gelbe Blumenähren trägt.

Das Kraut (Hb. Agrimoniae, Eupatorii, graecorum) hat, im Frühlinge gesammelt, einen schwachen aromatischen Geruch, der ganz im Trocknen vergeht, und einen etwas aromatisch grusichten Geschmack, der beim Trocknen mehr bitterlich herbe wird. Bis in die neuern Zeiten hat man dieses Kraut, welches viel adstringirendes Wesen besitzt, für ein gutes Mittel gehalten, äussere und innere Verwundungen und Geschwüre durch innen und äussern Gebrauch zu heilen, so wie auch Blutharnen (von welcher Ursache?); äusserlich im Scheidenvorfalle, in Mundgeschwüren und Hodengeschwülsten. Wie sie es in Verhärtungen der Unterleibseingeweide, in Gelbsucht, Wassersucht und unterdrückter Monatzeit haben rühmen können, ist noch weniger einzusehen. Neuere haben es in langwieriger Krätze, der Freßflechte und andern Hautausschlägen beim innern Gebrauche sehr hülfreich finden wollen, selbst im chronischen Rheumatism. Wahrlich herkulische Uebel, die man von einer so unkräftig scheinenden Pflanze besiegt zu sehen, nicht erwarten sollte.

Frisch mit Wasser destillirt giebt das Kraut, vorzüglich eine in Italien gewöhnliche Spielart davon, (Agrimonia odorata), ein wohlriechendes Wasser und etwas ätherisches Oel.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 459.
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