Wurzelsumach

[464] Wurzelsumach, Rhus radicans, L. [Kerner, ök. Gew. tab. 363] mit Blättern aus drei kleinern, gestielten, eirunden, nackten, glattrandigen Blättchen zusammengesetzt, wurzelschlagendem Stengel und Blüthen mit ganz getrennten Geschlechtern; ein sich um andre Körper herumschlingender strauchartiger Baum, in Nordamerika einheimisch, welcher in unsern Gärten im Heumonate gelblicht grüne Blumen trägt.

Die ganz glatten, am Rande oft rothgefärbten Blätter (Fol. Rhois radicantis) hat man als ein vorzügliches Mittel bei Lähmung der untern Gliedmasen gerühmt, indeß Andre diese Tugend leugnen; eher scheinen sie in der Freßflechte (und der Gesichtsrose?) Dienste zu leisten. Wenn auch einige dieser Eigenschaften nicht gegründet seyn sollten, so ist doch so viel gewiß, daß dieser Baum äusserst wirksame (nach dem gemeinen Ausdrucke, giftige) Kräfte enthält, indem schon seine Ausdünstungen bei heißen Sommertagen, auch die unbehutsame Betastung seiner Theile, am meisten aber der aus seiner angeschnittenen Rinde herausdringende braungelbe Saft schon durch blose Berührung bei vielen, obgleich nicht allen, Menschen schwarze, entzündete Blattern mit Jücken und Geschwulst zu erzeugen pflegt, Uebel, die sich bald über den ganzen Körper verbreiten, wo dann nach vielen Schmerzen, Vereiterung der Blasen und Abschälung der Haut allmählich die Besserung zurück kehrt. Dieß verräth große Arzneikräfte, welche freilich noch im Dunkeln liegen. Gegen die allzu heftigen Zufälle mag wohl der Schwarzholder ein Gegengift abgeben. Seine Arzneikraft scheint mit der des Firnißsumach und des Giftsumach (Rhus toxicodendron) ziemlich übereinzukommen.

Seine Zweige und Blätter werden zur feuergelben und schwarzen Färbung der Tücher vorzüglich brauchbar befunden.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 464.
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