Zembrofichte

[469] Zembrofichte, Pinus Cembra, L. [Pallas, Flor. ross. Tab. I. tab. 2] mit fünf Blättern in jeder Scheide, und eiförmigen, stumpfen, aufrechten Zapfen mit fest anliegenden, ovalen, hohlen Schuppen, und keilförmigen, flügellosen Samenkernen; ein auf mehrern Alpen wohnender Baum mit steilstehenden Aesten, dessen wohlriechendes, mittelfestes Holz zu mottenfreien Schränken und zu den naiven[469] von Bildschnitzereien der Tyroler dient.

Die kaum zwei Linien langen, innerhalb einer braunen zerbrechlichen Schale enthaltenen, mit einem gilblich rothen Häutchen umkleideten, weißen, süßen Kerne (Zürbelnüsse, Nuclei Cembrae) sind sehr ölreich, und dienen in der Schweitz und in Tyrol zur nährenden Diät für Abgezehrte, theils roh, theils in der Emulsion. Noch im Zapfen aufbewahrt halten sie sich über zehn Jahre frisch; enthülset aber werden sie leicht ranzicht und dann gelb von Farbe; das aus den frischen Kernen ausgepreßte Oel soll schon binnen zwei Tagen ranzicht werden.

Am meisten aber schätzt man diesen Baum wegen des aus seinen zarten, abgebrochnen Zweigen, die man in Flaschen steckt, im Frühlinge ausfließenden karpatischen Balsams (Balsamum carpathicum e libano, oder, um ihn leichter vom Krumbholzöle zu unterscheiden, Balsamum e libano), welcher durchsichtig weiß, sehr flüssig und von einem dem Wacholderöle sehr nahe kommendem Geruche und Geschmacke ist. Er ist äusserlich an die Schläfe gestrichen im Schwindel, in das Ohr getröpfelt bei Schwerhörigkeit, bei Rothlauf äusserlich aufgestrichen, innerlich gegen Stein und bei bösartigen Fiebern, so wie im Seitenstechen äusserlich und innerlich in jenen Gegenden, so mit roher und gewagter Hand und völlig empirisch gebraucht worden, daß man noch keine gegründeten Heilkräfte mit Bestimmtheit von dieser hitzigen Terbenthinart anzugeben im Stande ist. Er ist nur hie und da offizinell, darf aber mit dem durch Kochen oder Destilliren aus den Zweigen bereiteten, als der geringern Sorte, nicht verwechselt werden.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 469-470.
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