Dreiundfünfzigstes Kapitel

Kondolenzbesuche.

[180] Einen Kondolenzbesuch ist man denen schuldig, die einem Anzeige von dem Ableben eines Angehörigen machen.

Bei einem Kondolenzbesuche ist schwarze, zum mindesten aber dunkle Kleidung üblich.

Man spricht mit Leuten, denen man einen Kondolenzbesuch macht, in gedämpftem Ton.

Man fragt nicht nach dem persönlichen Befinden derer, denen man einen Kondolenzbesuch macht. Von dem Verstorbenen spricht man nur dann, wenn die Hinterbliebenen selbst sein Andenken berühren, da es häufig peinlich und schmerzlich ist, mit jedem Besucher immer wieder aufs neue den Trauerfall durchzusprechen.

Von heiteren weltlichen Angelegenheiten spricht man nie bei einem Kondolenzbesuch, ebenso wie man während seiner Dauer weder von sich noch von den Seinen spricht.[180]

Bei intimen Freunden macht man Kondolenzbesuche am Beerdigungstage, bei weniger intimen wartet man bis zu vierzehn Tagen.

Ein Kondolenzbesuch muß immer sehr kurz sein. Kondolenzbesuche hat man erst nach längerem Verlaufe der Trauerzeit zu erwidern.[181]

Quelle:
Kallmann, Emma: Der gute Ton. Berlin 1926, S. 180-182.
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