17.

[67] Bayreuth, 10. Febr. 77.


Liebe Lilli!


Eine kleine Belästigung! –

Dem Berliner Chor habe ich vorm Jahr versprochen, wenn dies ihm nützen könnte, zu seinem Benefize etwas zu dirigieren. Ich höre, daß das Konzert für Ende dieses Monates bestimmt ist; das wäre mir etwas zu früh, namentlich für mein Befinden, welches sich vor jeder Anstrengung noch scheut. Dagegen hoffe ich, Mitte März wieder so weit zu sein, und wünsche daher das Benefiz bis ungefähr dahin verschoben zu sehen. Unter den Nummern, die etwa von mir darankommen sollten, möchte ich (damit auch der Chor selbst etwas dabei zu tun hat) den Schluß der Meistersinger mit Betz geben, d.h. ganz ohne Strich; von da an: »Ehrt eure deutschen Meister!« Ich hoffe, Betz tut mir den Gefallen?

Von Woglindes Krankheit habe ich mit rechter Trauer vernommen: wahrscheinlich treffen wir uns diesen Sommer in Ems,[67] wohin auch ich geschickt werden soll. Was fehlt Floßhilden? Im übrigen teile ich mich über nichts weiter mit: wir sehen uns bald am Leipziger Platz, trotzdem ich mein gutes Kind dort noch nie antraf.

Die Verlegung des Benefizes versorgen wir wohl an gebührender Stelle? Für mich würde ich (in) Deutschland den Arm nicht mehr aufheben; gern tue ich dies aber für unsere armen Choristen.

Tausend Grüße!

Richard Wagner.

Quelle:
Lehmann, Lilli: Mein Weg. Leipzig 1913, S. 67-68.
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