19.

[68] Bayreuth, 21. Mai 1879.


O, meine beste aller Lillis!


Das war schön und gut, daß »man« auch in Stockholm mich noch nicht ganz an den Nagel gehängt hat!

Gratuliere auch zur Elisabeth! Es gibt Leute, denen man alles zutraut, weil man ihnen alles vertraut.

Die Darangebung des »Parsifal« kostet mich noch einige Überlegung. Die Komposition ist fertig, und wer zu mir nach Bayreuth kommt, kann sie von Anfang bis zum Ende von[68] Rubinstein vorgespielt bekommen. Aber –: wie gesagt – erst noch etwas Überlegung!

Nun aber soll meine Kapellmeisterin Lilli erst einmal sehen, was sie hier zu tun haben wird: Teufelszeug, was mir nur einfallen konnte, weil mir ihr Genie immer gegenwärtig war. Ohne Lilli ist Klingsors Zauberwerk nicht zu verrichten.

O! und da gibt's zu singen! – Wenn sie einmal käme, könnte sie's sehen und die ganze Sache in Akkord nehmen: denn – sie müsse mir für alles stehen! –

Aber – fortschicken – aus meinem Hause, kann ich jetzt die Sache unmöglich schon. Welcher Unstern könnte über einem solchen Manuskript walten! –

Also – wir agieren doch wieder zusammen! –

Herzlichste Grüße an Mama und Schwester, aber auch an Lilli von

Ihrem alten guten

Richard Wagner.

Quelle:
Lehmann, Lilli: Mein Weg. Leipzig 1913, S. 68-69.
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