»Ach, diese Dienstbotenfrage!«

[90] Ich finde sie wahnsinnig amüsant. Es kann einem gar nichts geschehen, wenn man sie von der richtigen Seite betrachtet, Menschensinn und Humor hat. Ich verspreche Ihnen durch gewandte Art der Behandlung, selbst mit den schwierigsten Medien, eine ausgezeichnete Wirtschaft zu führen.

Respekt ist der Grundfaktor, zugegeben – aber die Mittel zu diesem Zweck sind meist andere, als die überempfindliche Hausherrin ahnt. Verständnis und Entgegenkommen, nicht Anschreien oder Toben, sind geeignet, alles das zu erreichen, was man will. Unsere ganze Generation hat sich gewandelt – und die Josefs, Fritzens, Jeans, Friedas, Annas, Bertas und Emmas auch. Ergo ... Die wenigsten unter ihnen sind bösartig – im Gegenteil, sie wollen sich wohl fühlen, zu Hause sein, und sind gerne bereit, ihren Aufgaben nachzukommen. Wir alle haben Schwächen, also auch die Karls, Kurts, Pauls, Ernas, Maries und Gertruds. Vorhandene Mängel sind mit Geduld zu beseitigen, aber nicht mit Wut, und will es gar nicht gehen, hat Ida zu sehr die Allüren einer Frau von Welt mit ihren zwanzig Zigaretten pro Tag, oder Lene ein zu polygames Herz mit ihrem Kreis von Verehrern, der Chauffeur Bob eine unwiderstehliche Neigung zum Alkohol und der Diener Peter zu ausgesprochene Casanovagelüste – dann trennt man sich in Frieden, Ruhe und Milde – denn Aufruhr und Szenen erschweren die letzten Wochen und zeitigen nichts Gutes!

Schließen wir einen Pakt. Ich werde auf Wunsch Ihre Gretes, Metas, Annas, Johns, Charles und Toms zur Raison bringen – sie Mores und andere Dinge lehren, dafür werden Sie mich dann unentwegt zu Ihren Reisen einladen, so daß in meinem Haushalt die ganze »Dienstbotenfrage« ins Wasser fällt ...[90]


»Ach, diese Dienstbotenfrage!«

Quelle:
Reznicek, Paula von: Auferstehung der Dame. Stuttgart 7[o.J.], S. 90-91.
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