Vom [58] Hors d'œuvre zum Dessert.

Geistige Freuden – leibliches Wohlbefinden – irdische Genüsse konsumieren sich zu: Liebe – und die Liebe geht bekanntlich »durch den Magen«!

Alles, was damit zusammenhängt, ist für die Frau von entscheidender Wichtigkeit. Essen ist Lebensbedingung – die mitunter langweilt – aber Essen kann zu einer Kultur werden, die auf künstlerischem Niveau steht und begeistert!


Vom Hors d'oeuvre zum Dessert

Ebenso wie die Kleidung ist die Aufmachung beachtlich. Das sorgfältig bereitete Lunch, die aufeinander abgestimmte Speisenfolge, gepflegte Gerichte ohne Protzerei, Delikatessen der Jahreszeiten, Kristall und Silber, Blumen und Beleuchtung – Tischordnungen und Teebesuche – alle diese Dinge wollen überlegt, natürlich arrangiert und liebevoll behandelt sein.

Talent, bewirten zu können, ist eine Gabe. Geschmack und Selbstverständlichkeit paaren sich hier zu einem vollendeten Ganzen. Die Dame auf dem: »qui vive« ... Gäste kommen und gehen – allright, mit kurzen Befehlen, einigen Handbewegungen ist alles geordnet. Man greift selbst zu, es geht schneller. Abends ißt man auswärts, zum Frühstück bleibt man zu dritt, der Tee im Klub, der »drink« in der Hotelbar, das Ballfinish im eigenen Heim, der unerwartete Flirt, der Logierbesuch für 24 Stunden ... Keine Aufregung, kein Kopfschütteln, kein Bedenken: es klappt, es geht, es ist soweit.

Herrscherin Dame – die Wollust der Zunge ist meist ausschlaggebender als psychologische Tiefgründigkeiten![59]


Vom Hors d'oeuvre zum Dessert

Quelle:
Reznicek, Paula von: Auferstehung der Dame. Stuttgart 7[o.J.], S. 58-60.
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