Die Pflege des äußeren Menschen.

[8] Die Welt beurteilt einen Menschen leider vielfach nur nach seinem Äußeren. Nicht nur deswegen, sondern auch weil Sorgfalt und Sauberkeit der äußeren Erscheinung im Verkehr mit anderen eine Pflicht des Anstandes ist, verdient die Pflege des äußeren Menschen besondere Beachtung.

Halte Deinen Körper sauber! Suche dies durch wöchentliche Vollbäder oder tägliche Waschungen des ganzen Körper mit einer guten Fettseife zu erreichen. Auch Fußwaschungen sind, namentlich bei Schweißfüßen, des öfteren mit lauwarmem Wasser vorzunehmen. Wechsle in diesem Falle auch öfter Deine Strümpfe. Sollte im Ort eine öffentliche Badeanstalt sein, so werde ein fleißiger Benutzer dieser Einrichtung. Besonderer Wert ist auf die öftere Reinigung der von der Kleidung entblößten Teile unseres Körpers zu legen. Die Hände sollten vor jeder Mahlzeit, wenn irgend möglich, gewaschen werden.

Besondere Sorgfalt ist auf die Reinigung des Mundes, der Zähne, der Ohren und Fingernägel zu legen. Eine gründliche Ausspülung des Mundes sollte nicht nur des Morgens, sondern nach jeder Mahlzeit vorgenommen werden. Zur Zahnpflege verwende man eine nicht zu harte Zahnbürste und Zahnpulver oder Zahnpasta. Hast du hohle oder schadhafte[8] Zähne, so begib Dich sofort in Zahnbehandlung, damit die Zähne rechtzeitig plombiert werden können und erhalten bleiben. Eine gute Verdauung ist in hohem Maße von gesunden Zähnen abhängig. Dulde auch keine sichtbaren Zahnlücken, die unschön und entstellend wirken.

Vergiß nie nach Vornahme staubiger Arbeiten wie Kunstdüngerstreuen, Dreschen usw. eine gründliche Reinigung der Augen, Ohren und des Naseninnern vorzunehmen. Auch das Ohrenschmalz muß von Zeit zu Zeit gründlich entfernt werden. Die Finger säubere oft mit einer Bürste und entferne den bekannten Trauerrand unter den Fingernägeln. Die Fingernägel sind des öfteren mit Hilfe einer scharfen Schere zu beschneiden. Noch immer kann man beobachten, daß junge Leute ihre Fingernägel abbeißen, eine verwerfliche und üble Gewohnheit, die sich jeder junge Mann unbedingt abgewöhnen muß. Gutgepflegte und saubere Fingernägel kann auch, trotz aller Arbeit, bis zu einem gewissen Grade ein Landwirt haben.

Auch auf eine gutkleidende und anständige Haartracht richte Dein Augenmerk. Trage möglichst kurzes Haar und lasse es öfter schneiden. Das Haar ist oft zu waschen und mit Kamm und Bürste zu bearbeiten. Laß Dich, wenn nötig, auch oft rasieren und laufe als netter junger Mann nicht die ganze Woche mit häßlichem Stoppelbart herum. Wohnt im Dorfe kein Barbier, so kaufe Dir selbst einen Rasierapparat mit Klingen und Zubehör und rasiere Dich selbst. Du schützt Dich hierdurch vor Ansteckungen und sparst dadurch noch obendrein Geld. – (Meide den Geschlechtsverkehr und halte auch in dieser Hinsicht Deinen gesunden Körper von allem Schmutz fern. Hast Du Dir eine Geschlechtskrankheit zugezogen, so gehe sofort zu einem Arzt, am besten zu einem Spezialarzt, in Behandlung, niemals zu einem Kurpfuscher. Verheimlichung derartiger Krankheiten, falsche Scham, verkehrte Behandlung usw. haben schon manchen jungen Mann zeitlebens unglücklich gemacht.)

Quelle:
Roeder, Fritz: Anstandslehre für den jungen Landwirt. Berlin 21930, S. 8-9.
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