Schlußwort.

[263] Wenn du also ins Leben hinaustrittst, eigne dir Menschenkenntnis an, prüfe mit kundigem Auge, ob das, was sich dir zeigt, wahr, oder ob es Verstellung und Anstellung ist, Tugend werde dir zur Gewohnheit, mache dich aber frei von Angewöhnung, nicht ein Zwang sei dir die Befolgung der Konvenienzregeln, sondern ein Bedürfnis. Verabscheue die Trägheit als ein Laster, gib dich nicht gefangen im Banne der Leidenschaften, und gib dich nicht allzusehr dem hin, wozu dein Temperament vielleicht hinneigt, mit einem Wort, dein Auftreten und Benehmen sei das eines Menschen unter Menschen.

Also sündige nie gegen den Wohlanstand.

Zeige in deinem äußeren wie inneren Menschen, daß du Gefühl für Anstand besitzest, verletze nie die Regeln der Höflichkeit, und befleissige dich gegen jedermann der größten Artigkeit, trotzdem aber sei dein Benehmen nicht gezwungen, nein, dein Inneres sei von dem durchdrungen, was du in deinem Äußeren zeigst, – sei einfach und natürlich![264]

Quelle:
Samsreither, J. V. & Sohn: Der Wohlanstand. Altona-Hamburg 2[1900], S. 263-265.
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