Schlafen und Wachen

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Schlafen und Wachen.

Im allgemeinen kann man annehmen, daß ein siebenstündiger Schlaf für jeden gesunden Menschen ausreicht, was darüber, ist vom Übel.

Auch bezüglich des Schlafens gibt es eine Menge übler Angewohnheiten.

Manche Leute schlafen am Tage, insbesondere nachmittags, und klagen darüber, daß sie nachts keine Ruhe finden können. Ja, wo soll denn diese auch herkommen. – Am Tage soll man wachen, bei Nacht schlafen, das ist die von der Natur aufgestellte Regel.

Das so sehr beliebte Lesen im Bette ist ebenfalls verwerflich und zwar, weil es einerseits den Augen schadet, andererseits aber auch eine gewisse geistige Aufregung verursacht, die einen ununterbrochenen Schlaf nicht aufkommen läßt, sondern mindestens diesen durch Träume stört und beschwert.

Man soll kurz vorm Schlafengehen nicht viel essen, weil ein voller Magen einen Druck auf die inneren Körperteile ausübt und dieses wiederum Beklemmungen, Alpdrücken usw. verursacht.

Auch die Lage im Bette ist nicht gleichgiltig. Am besten dürfte es sein, sich auf die rechte Seite zu legen, da die Rückenlage von schweren Träumen und Atmungsbeschwerden begleitet ist, auch das unangenehme Schnarchen verursacht. Die Lage auf der linken Seite aber veranlaßt einen Druck der inneren Teile auf das Herz. Das Kopfkissen darf nicht zu hoch sein, der Körper soll gestreckt gerade mit einer ganz geringen Erhöhung des Kopfes liegen.

Tiere sollten im Schlafzimmer nicht geduldet werden. Auch blühende Pflanzen darf man daselbst nicht halten, da ihr Duft Betäubung und Kopfschmerz verursacht.

Auch ist es von einem gar nicht zu berechnenden schädlichen Einfluß, wachend im Bette zu verweilen. Es gibt Personen, die morgens zur rechten Zeit aufwachen. Weil aber ihre Beschäftigung sie noch nicht zum Aufstehen zwingt, so bleiben sie im Bette liegen, garnicht bedenkend oder wissend,[54] daß sie hierdurch sehr ermattet und unlustig zur Arbeit werden. – Im großen und ganzen beobachte man die Regel, daß eine große Präzision im Niederlegen und Aufstehen eines der wesentlichsten Erfordernisse zu einem guten und gesunden Schlaf ist. Man mache die Nacht nicht zum Tage, da eine Stunde Schlaf vor Mitternacht mehr wert ist als mehrere Stunden nach Mitternacht. – Je später man zu Bett geht, desto später wird man auch wieder aufstehen, somit dann wiederum den Tag zur Nacht machen.

Die Engländer haben ein gutes Sprichwort:


Early to bed and early to rise

Makes man healthy, wealthy and wise1


das sollte jeder beherzigen.

1

Früh ins Bett und früh aufstehen

Macht den Menschen gesund, wohlhabend und weise.

Quelle:
Samsreither, J. V. & Sohn: Der Wohlanstand. Altona-Hamburg 2[1900], S. 53-55.
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