Die Zähne.

[58] Die Zähne haben den Hauptzweck, die Nahrung zu zerkleinern. Aber wie man den Mund nicht allein zum Essen hat, so sind die Zähne nicht ausschließlich als Speisezerkleinerungsmaschine anzusehen.

Schöne Zähne sind die Zierde eines jeden Gesichtes, und auf ihre Pflege möge jeder bedacht sein.

Der erste Grundsatz ist Reinlichkeit halten!

Man reinige daher die Zähne fleißig durch das Bürsten mit nicht zu harten Zahnbürsten und unter Anwendung eines Zahnpulvers, doch schadet Zahnpulver aus ätzenden Stoffen mehr als es nützt.

Beim Bürsten achte man darauf, daß nicht allein die äußere, sondern auch die innere Zahnfläche gereinigt werde. Bei den Backenzähnen muß auch die Kaufläche gebürstet werden. Man hüte sich davor seitwärts zu bürsten, sondern[58] man öffne den Mund ziemlich weit und bürste die obere Zahnreihe von oben nach unten, die untere von unten nach oben, da sonst das Zahnfleisch gelöst wird, die Zähne locker und lose werden.

Zuweilen findet man, daß Leute übel aus dem Munde riechen. Ist es mangelnde Reinlichkeit des Mundes, so hole man das Versäumte nach und unterlasse auch nicht, die Zunge in gehöriger Weise zu reinigen. Kommt aber der Geruch von hohlen Zähnen, so ziehe man den Zahnarzt zu Rate. Eine andere Ursache des üblen Geruches kann in einer Magenkrankheit oder in einer Affektion der Lunge liegen. Hier hat der Arzt zu helfen und man versuche ja nicht, sich selbst zu kurieren.

Die Zähne dürfen einer mechanischen Verletzung nicht ausgesetzt werden; das Aufknacken von Nüssen, Zerbeißen von Fäden usw. sind Tätigkeiten, die man den Zähnen nicht zumuten soll.

Auch der schnelle Wechsel von Wärme und Kälte schadet den Zähnen.

Nach jeder Mahlzeit spüle man den Mund gut aus und entferne etwaige Speisereste durch Anwendung eines hölzernen Zahnstochers, bohre aber nicht im Munde herum. Metallene Zahnstocher mit scharfen Kanten sind nicht anzuwenden, weil sie den Zähnen und dem Zahnfleisch schaden.

Wenn nun aber das Übel einmal eingetreten ist, daß man absolut schlechte Zähne besitzt, mag nun die Ursache in eine Vernachlässigung derselben oder in Krankheiten liegen, so fragt es sich, ob man nicht besser daran tut, die Zahnreste entfernen und sich ein künstliches Gebiß anfertigen zu lassen, wobei es gleichgiltig bleiben mag, ob die betreffenden Zähne gänzlich fehlen oder nur unvollständig vorhanden sind.

Es unterliegt keinem Zweifel, daß diese Frage zu bejahen ist, denn die Aufgabe der Zähne besteht in dem Zerkleinern der Nahrung sowie auch darin, die Sprachtöne zu erzeugen. Diese Aufgabe kann von mangelhaften oder fehlenden Zähnen nicht erfüllt werden, ganz abgesehen davon, daß ein zahnloser[59] Mund oder angefaulte, schwarze Zähne immer einen unangenehmen Eindruck machen.


Quelle:
Samsreither, J. V. & Sohn: Der Wohlanstand. Altona-Hamburg 2[1900], S. 58-60.
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