Haar

Haar.

[57] Die Natur erfüllt einen doppelten Zweck damit, uns mit einem vollen Kopfhaar auszustatten. Es soll einmal die zarten Nerven und Blutgefäße der Kopfhaut schützen, bedecken und zweitens den Besitzer zieren.[57]

Sehen wir uns das weibliche Haupthaar an, so fällt bei der Beurteilung seiner größeren oder geringeren Schönheit die Verschiedenheit der Farbe, die Länge und Fülle, die Feinheit und Weiche und schließlich auch die natürliche Form oder die künstlerische Frisur ins Gewicht.

Die Schönheit der Haarfarbe ist eine ganz eigenartige Geschmacksache. Niemand wird behaupten können, diese oder jene Farbe ist häßlich, sondern man wird immer nur sagen können, daß einem dieselbe mehr oder weniger gefällt.

Von Männern wird das Haar kürzer getragen, als dieses beim weiblichen Geschlechte der Fall, auch wird hier viel weniger gegen die Gesetze der Natur gesündigt, als dieses Damen zu tun pflegen, weil nämlich Mode und Eitelkeit hier eine große Rolle spielen.

Da aber der Mann mehr von der rauhen Hand des Schicksals heimgesucht wird als das Weib, auch vielleicht ein angestrengtes Studium und auch wohl eine in der Jugend zügellosere Lebensweise ihren Einfluß ausüben, so findet man beim männlichen Geschlecht häufiger, daß ein Ausfallen des Kopfhaares eintritt. Es mag von Fall zu Fall zu beurteilen sein, ob das Fehlende künstlich ersetzt werden muß oder nicht.


Quelle:
Samsreither, J. V. & Sohn: Der Wohlanstand. Altona-Hamburg 2[1900], S. 57-58.
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