Unterhaltung.

[173] Nicht mehr als schicklich ist es, während der Tanzpause eine kurze Unterhaltung mit seiner Dame zu beginnen. Nur ist es schwierig genug, irgend einen passenden Anknüpfungspunkt zu finden, da ernste Themata unpassend sind, man aber auch nicht zu Plattheiten und Phrasen seine Zuflucht nehmen soll. Von vornherein sei bemerkt, daß das Sprechen während des eigentlichen Tanzes überhaupt unstatthaft ist und nur während der kurzen Pausen, in der man sich den wandelnden Paaren anschließt, geschehen sollte.

Je nach dem Rang und Stand, nach dem verschiedenen Bildungsgrade der Tanzenden wird der Gegenstand des Gespräches ein anderer sein. Es muß also jedem Einzelnen anheimgestellt werden, worüber er sich mit seiner Dame unterhalten will und kann.

Es ist unpassend, sich über die Toilette, Tanzart, das Benehmen usw. anderer Anwesenden aufzuhalten, oder der Dame allzugroße Komplimente zu machen. – Man vertiefe sich auch nicht derartig ins Gespräch, daß man darüber den Tanz vergißt und möglicherweise Anlaß zu Störungen gibt.

Ein allzulaut geführtes Gespräch ist unschicklich, und ein ausnehmend leises Sprechen gibt dem Paare den Anschein, als habe es Heimlichkeiten vor.


Quelle:
Samsreither, J. V. & Sohn: Der Wohlanstand. Altona-Hamburg 2[1900], S. 173.
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