Der Galopp.

[231] Die Galopade kam im Jahre 1820, also ein Jahr später auf, als Webers Aufforderung zum Tanz erschien, mit der die lebhaftere Tanzart begann. Jedenfalls ist die Galopade deutschen Ursprungs und eine Abart des Langaus. Die Galopade früherer Zeit bestand nur aus einem einfachen Chassieren, das durch eine halbe Wendung während des Tanzens unterbrochen wurde, um es mit dem anderen Fuße nach derselben Richtung fortsetzen zu können. Dame und Herr wechselten dabei die Plätze, und der Herr faßte die Dame mit der linken Hand um die Taille. Bei der nächsten Drehung wurde das Tanzen wieder wie zu Anfang fortgesetzt.

Der pas de glissé liegt zu Grunde.

Um das Jahr 1830 erlitt die Galopade eine Veränderung; das Chassieren wurde weniger, man tanzte mehr im Kreise herum und aus der Galopade wurde der Galopp. Dieser war früher ein sehr beliebter Rundtanz und nahm auf der Tanzordnung eine ebenso bevorzugte Stellung ein, wie heute unser Walzer. Man tanzte Galopp zu Anfang nach der Polonaise, nach der Tischpause und zum Beschluß des Balles als letzten Tanz und nannte ihn dann den Kehraus oder Ausfeger.

In heutiger Zeit wird der Galopp sehr vernachlässigt, und meist nur noch als Kehraus findet man ihn auf dem Tanzprogramm. Als Begründung hierfür hört man gewöhnlich, daß der Tanz so anstrengend sei. Diese Meinung ist irrtümlich und mag wohl daher kommen, daß der Galopp gewöhnlich viel zu schnell gespielt und getanzt wird und aus diesem Grunde einen unschönen und wilden Eindruck macht. Bei richtigem Tempo ist der Galopp ein leichter, flotter Tanz.

Der pas chassée liegt zu Grunde.

Musik steht im 2/4 Takt, Tempo mäßig schnell. Die Schrittbewegung lautet 1, 2, 3; 1 lang 2 und 3 kurz. Der Herr schleift bei eins die linke Fußspitze in langem Zuge in der Richtung gegen die Dame in die vierte Position, schnellt bei zwei die rechte Fußspitze vor dem linken in die[231] verminderte vierte Position bei Erheben auf beide Fußspitzen. Bei drei wird der linke Fuß, verbunden mit einer Drehung des Körpers in die hintere vierte Position geschleift und fällt ins dégager. Bei eins des nächsten Taktes schleift der rechte Fuß hinter dem linken in vierte Position. Bei zwei findet nur ein Positionswechsel statt, mit welchem eine Drehung des Körpers verbunden ist und bei drei erfolgt dégager auf dem rechten Fuß.

Quelle:
Samsreither, J. V. & Sohn: Der Wohlanstand. Altona-Hamburg 2[1900], S. 231-232.
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