Im schriftlichen Verkehr.

[59] Euch über Form und Inhalt von Gesuchen, Eingaben, Briefen zu belehren, ist Aufgabe der Schule. Hier nur einige Winke, die das gute Benehmen im Schriftverkehr erfordert.

Merke dir den Grundsatz: »Wie du schreibst, so bist du!«

1. Deine Briefe, an wen sie auch gerichtet sind, seien stets sauber nach Form und Inhalt.

2. Schreibe nichts hinein, was du nicht verantworten kannst; denn du weißt nie, in wessen Hände ein Brief von dir einmal gelangen kann, und geschrieben ist nun mal geschrieben!

3. Schreibe niemals einen anonumen Brief (Brief ohne Unterschrift). Wenn du das tust, bis du ein erbärmlicher Feigling.

4. Frankiere jeden Brief richtig, sonst machst du dem Empfänger unnötige Kosten, und das stimmt ihn sicher nicht vergnügt. Klebe auch die Marken odentlich auf: denn die Briefmarkensprache ist wohl längst schon aus der Mode.

5. Schreibe keine Bettelbriefe. Bist du unverschuldet in Not geraten, hilft dir die heutige Volksgemeinschaft bestimmt. Richte ein begründetes Bittgesuch an die amtlichen Stellen.

6. Danksagungen, Glückwünsche, Beileidsschreiben seien steits herzlich gehalten.

7. Einladungen halte kurz; aber nicht so dürftig, daß Mißverständnisse über Zeit, Ort und Art der Veranstaltung entstehen können.

8. Mit Empfehlungen, Gutsagen und Bürgschaften für andere sei so vorsichtig wie im Abschließen von Freundschaften. Wenn jemand auf deine Empfehlung hin einen diebischen Menschen einstellt, einem Schwindler etwas verkauft, dann hast du den Hauptärger und Verdruß.[59]

9. Hast du wissentlich oder unwissentlich jemanden getränkt, entschuldige dich bald und in würdiger Form. Nicht so, daß du als ein Hanswurst erscheinst, der nicht ernst zu nehmen ist.

10. Schicke niemals eme Mahnung oder Zahlungserinnerung auf offener Postkarte: hüte dich vor schriftlichen Drohungen, du machst dich strafbar.

11. Verfalle nicht der Unsitte, zu Neujahr anzügliche, alberne Witzkarten zu verschicken. Es kommt heraus, und du machst dich selbst verächtlich.

12. Sei in deinen brieflichenAnreden sowie im Schluß ehrerbietig und höflich, aber nicht kriecherisch und unterwürfig. Bedenke stets, daß du deutschen Blutes bist.[60]

Quelle:
Schütte, Carl: Willst du erfahren was sich ziemt? Caputh-Potsdam [o. J.], S. 59-61.
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