Auf Ausflügen und Wanderungen.

[61] Aus Gunthers Brief in einem der vorstehenden Abschnitte: »Auf der Reise« haben wir schon mancherlei zu lesen bekommen über das Benehmen in der Eisenbahn.

Daß ihr euch auf der Bahnfahrt nicht an die Tür lehnen oder aus dem Fenster hängen dürft, da es mit Lebensgefahr verbunden ist, wißt ihr ganz genau. Ob ihr es immer befolgt, ist wie nicht bekannt. Es läge aber in eurem eigenen Interesse, wenn ihr es tätet.

Die HJ. stößt auf einem Geländemarsch auf eine Wandergruppe, Buben so von 11 bis 12 Jahren. Was soll ich euch sagen: Alle durch die Bank sind sie bewaffnet mit langen Haselnußruten und anderen grünen Schößlingen aus der Schonung, aber es hat nicht etwa jeder nur eine Rute, nein, manche haben drei, vier. Das ist dem HJ.-Unterbannführer Gunther denn doch hart gegen den Strich gegangen. Er kesselt die Gruppe ein, ruft sich den noch recht jungen Führer und hält ihm eine gehörige Standpauke abseits von seinen »Leutchen« dafür, daß er solchen Unfug geduldet hat.

Damit aber nicht genug. Nun wendet er sich an die Uebeltäter selbst. Zunächst läßt er ihnen all die Ruten abnehmen und sie mitten auf dem Platz zusammentragen, und siehe da, es war ein ansehnlicher Berg geworden.

Dann fährt er sie an: »Wem gehört dieser Wald?« Antwort: »Dem Förster.« – »Unsinn – wem?« Antwort: »Dem Bürgermeister.« – »Dummes Zeug. Ich will es euch sagen – dem deutschen Volke gehört dieser Wald! – In diesem Walde[61] habt ihr gehaust wie die Räuber und habt darin unser deutsches Volk bestohlen, denn aus den meisten dieser schlanken Gerten wären nach Jahren stattliche Bäume geworden, die Bauhol, Brennholz, Nutzholz, ja sogar Schiffsmasten liefern konnten. Das alles ist Volksvermögen, und das habt ihr in eurer Dummheit und Unvernunft vernichtet, viele hundert Mark an Werten.

Untersteht euch nicht noch einmal, solch einen Waldfrevel zu begehen!« Er hebt drohend die Hand. Die Jungens stehen beschämt da. Jetzt wurde ihnen erst klar, was sie getan hatten.

»Wem gehören die Wälder unseres Vaterlandes?« fragt Gunther noch einmal. Und wie aus einem Munde kommt die Antwort: »Dem deutschen Volke!«

»So!« fährt er fort, nur noch eine Frage: »Wo war euer letzter Lagerplatz?«

»Gleich hinter der Bahnunterführung etwa 100 Meter links im hohen Gehölz!« antwortet der Führer der Gruppe sichtlich erlöst.

»Na«, sagt Gunther, »ich will mich nur noch überzeugen, ob ihr unseren Wald anch noch mit eurem Stullenpapier, Eierschalen und sonstigem Zeug verschandelt habt?«

Ganz kleinlaut zogen sie davon. – Und sie hatten alle Ursache dazu; denn an der Raststätte sah es geradezu unglaublich aus. Gunther ließ den Waldboden säubern und das Papier unter dem dichten Strauchwerk verstecken, einen anderen Teil ließ er vergraben, nicht verbrennen; denn es war Sommerdürre und keine Abkochstelle vorhanden; Gunthers HJ. wußte, was Waldbrände bedeuteten: denn sie hatte selbst schon einmal einen Waldbrand miterlebt. Deshalb hütete sie das Feuer besonders vorsichtig, und Rauchen im Walde wurde unnachsichtlich bestraft.

Gunther mußte natürlich über diese Dinge Meldung machen, und der unfähige Führer der Wandergruppe wurde seines Posten enthoben. Gott sei Dank bilden solche Verstöße gegen die Ordnung eine große Ausnahme. Schon frühzeitig wird das kleine Braunvolk belehrt, daß es überall Pflanzen und Tiere in der Natur zu schützen hat.

[62] Besonders zur Tierliebe erzieht der Nationalsozialismus die heranwachsende Jugend. Tierquälerei wird neuerdings schwer bestraft. Das grausame Schächten der Tiere (jüdische Schlachtweise) ist abgeschafft, desgleichen auch die Vivisektion, das Aufschneiden lebendiger Tiere, um die Funktion der inneren Organe zu erkennen. Man sollte es kaum für möglich halten, daß noch vor wenigen Jahren in unsern Schulen, sogar in Mädchenschulen, solche Roheiten, wie Vivisektion von Mäusen und Fröschen, vorgekommen sind. Damit hat der, Nationalsozialismus Gott sei Dank ein für allemal aufgeräumt.

Der deutsche Junge oder das deutsche Mädel, das eine Tierquälerei beginge, würde sehr hart bestraft werden.

Zum Schluß noch ein paar kurze Hinweise:

Sei auf Wanderungen mäßig. Iß nicht alles, was im Walde wächst, und trinke nicht aus jedem Rinnsal.

Beachte die Anordnungen für das Nächtigen im Zeltlager aufs genauste, sie sind gut durchdacht.

Bleibe beider Schar und gehe nicht auf eigene Abenteuer aus. Erst kürzlich hat es einem Jungen aus der Hitlerjugend das Leben gekostet. Er wollte eine Drahtseilleitung im Rüdersdorfer Kalkwerk entlangklimmen, stürzte dabei in die Tiefe und blieb mit gebrochenem Rückgrat tot liegen. Wie furchtbar für die Kameraden, wie entsetzlich für den Führer und wie tieftraurig für die Eltern! –

Quelle:
Schütte, Carl: Willst du erfahren was sich ziemt? Caputh-Potsdam [o. J.], S. 61-63.
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