27.

[18] Der Solide ist auch im hohen Grade der höfliche artige Mann; er sagt nie etwas, was den Wohlstand beleidigt; er ist zuvorkommend, dienstfertig, gefällig; aber Alles dieses mit einer gewissen[18] Würde, die ihn nicht herabsetzt und nicht wohlfeil macht, mit welcher er sich so zu nehmen weiß, daß man ihm seine Aufmerksamkeiten und Artigkeiten nicht zur Schuldigkeit macht. Dies bewürkt er vorzüglich durch seinen mit einer anständigen Heiterkeit gemischten Ernst, und dadurch, daß er sich mit Niemanden familiär und keinen zu dreist gegen sich macht. In dieser Hinsicht hütet er sich vorzüglich sich mit jemanden zu zerren und zu nekken, wobei sehr häufig das zu dreist gegen einander werden entsteht.

Quelle:
Siede, Johann Christian: Versuch eines Leitfadens für Anstand, Solidität, Würde und männliche Schönheit. Dessau 1797, S. 18-19.
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