die Reise

die Reise.

[4] Der Sommer ist die Reisezeit. Meines Wissens existiert noch kein Werk über den Umgang mit Reisenden. Dieser Umgang ist ein ganz anderer als der mit Menschen. Reisende sind meist keine Menschen, wenigstens keine ganz normalen. Es ist erstaunlich, was die Reise aus einem Menschen machen kann. Jedenfalls etwas anderes, als er bis zu dem Augenblick gewesen, wo er in den Besitz der Fahrkarte oder des Rundreisebüchleins gelangt ist. Ganz umgängliche Menschen werden das Gegenteil. Nur die langweiligen, lästigen und ungebildeten Menschen bleiben, was sie sind, wenn sie nicht noch eine Nummer langweiliger, lästiger und ungebildeter werden, was man aber nicht konstatieren kann, weil man sie erst kennen lernt, wenn sie im Waggon sitzen, oder im Hotel abgestiegen sind. Eine ganz besonders merkwürdige Gruppe bilden die in Deutschland reisenden


Quelle:
Stettenheim, Julius: Der moderne Knigge. Berlin 1905, Bd. II, S. 4.
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