Beilage 3.

[175] Programm

zur

Feier der Krönung Seiner Majestät des Königs Wilhelm und Ihrer Majestät der Königin Augusta zu Königsberg in Preussen am 18. Oktober 1861.

§. 1.


Im Freitag den 18. Oktober 1861, als dem zur Krönung Seiner Majestät des Königs Wilhelm von Preussen bestimmten Tage, wird von 7–8 Uhr Morgens, nach dem Signal der Schlosskirche, mit allen Glocken von den Kirchen der Stadt geläutet, und werden auf den Wällen 101 Kanonenschüsse abgefeuert.


§. 2.


Um 91/2 Uhr wird abermals, und zwar 1/2 Stunde lang, mit allen Glocken geläutet, und es begeben sich auf dieses Zeichen alle die zur Krönungsfeier Entbotenen und Eingeladenen, sowie alle andern mit Eintrittskarten in die Schlosskirche versehenen Personen, durch das Portal an der Nordwestseite des Königlichen Schlosses (am Dorniger Keller) auf den Schlosshof, und von da rechts auf dem abgegrenzten Wege nach der Kirche, woselbst sie – Erstere durch Marschälle – empfangen und zu ihren Plätzen geleitet werden.

In der katholischen Kirche findet um 8 und um 9 Uhr ein Gottesdienst statt; die katholische Geistlichkeit wird nach Beendigung desselben auf dem vorbeschriebenen Wege durch den Königlichen Kammerherrn und Schlosshauptmann Grafen von Schaffgotsch nach einer zu ihrer Aufnahme bestimmten Loge in der Schlosskirche geleitet, um daselbst der Krönungsfeier beiwohnen zu können.


§. 3.


Die Stabs- und Subaltern-Officiere treten um 91/2 Uhr durch das östliche Portal des Königlichen Schlosses (an der Wache) in den Schlosshof ein und nehmen daselbst ihren Platz, die Ersteren auf der Tribüne rechts vom Throne, die Letzteren zu beiden Seiten der grossen Freitreppe.

Zu derselben Zeit ziehen die zur Bildung eines Militair-Spaliers längs des von dem Schlosse bis zur Kirche führenden Krönungsweges, und die zur Eskorte des Zuges bestimmten Truppen durch dasselbe Portal (an der Wache) auf den Schlosshof.

Die Fahnen und Standarten der Armee stellen sich vor den Spalier bildenden Truppen längs des Krönungsweges auf.


§. 4.


Die Innungen und Gewerke mit ihren Fahnen und Abzeichen, welche sich schon um 9 Uhr auf ihren Sammelplätzen vereinigt haben, gehen durch[176] eben dieses Portal (an der Wache) auf den Schlosshof und stellen sich an den Langseiten desselben auf.

Die Aufstellung ist um 91/2 Uhr beendet.


§. 5.


Die mit Einlasskarten zu den auf dem Schlosshofe errichteten Tribünen und Abtheilungen versehenen Personen gelangen durch das Portal am Danziger Keller, welches zu diesem Behufe schon um 8 Uhr geöffnet sein wird, zu ihren Plätzen.

Um 9 Uhr wird der Zugang zu diesen Tribünen gesperrt.


§. 6.


Die den Krönungszug bildenden Personen treten um 91/2 Uhr durch das Portal an der Wache in den Schlosshof ein und begeben sich nach dem Fliesensaal; die Obersten Hof-, Ober-Hof- und Hofchargen, die Würdenträger, welche zur Uebernahme der Reichs-Insignien bestimmt sind, die Ritter des hohen Ordens vom Schwarzen Adler und die General- und Flügel-Adjutanten Seiner Majestät des Königs hingegen treten durch das zur Wohnung Seiner Majestät führende Haupt-Portal (bei dem Regierungs-Kollegium) in das Königliche Schloss ein, woselbst sie empfangen und von den als Ceremonienmeister fungirenden Königlichen Kammerherren nach den rothen Kammern und dem Ahnensaal weiter geleitet weiden.

Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin, sowie die Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses, versammeln Sich kurz vor 10 Uhr im Thronzimmer, und die Gefolge Höchstderselben im angrenzenden Vorzimmer.

Die am Königlichen Hoflager anwesenden Hohen Gäste aus souverainen Häusern und die Botschafter auswärtiger Mächte begeben sich kurz vor 10 Uhr zu Wagen nach dem Portal am Danziger Keller, woselbst sie durch den Ober-Schlosshauptmann Grafen von Keller empfangen und nach der Königlichen Logo in der Schlosskirche geleitet werden.

Um 10 Uhr erheben Seine Majestät der König Allerhöchstsich zur Krönungsfeier. Der Zug, welcher sich aus den Königlichen Gemächern über die grosse Freitreppe und den Krönungsweg nach der Schlosskirche bewegt, ordnet sich folgendermaassen;


1. ein Zug der Leib-Compagnie des 1. Garde-Regiments zu Fuss mit der Regiments-Musik;

2. zwei in blaue Wappenröcke gekleidete Herolde mit gekrönten Stäben;

3. die Königlichen Hofpagen,

die Leibpagen Ihrer Königlichen Hoheiten der Prinzen des Königlichen Hauses,

die Leibpagen Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen,

die Leibpagen Seiner Majestät des Königs, sämmtlich paarweise, begleitet vom Pagengouverneur;

4. zwei als Ceremonienmeister fungirende Königliche Kammerherren, als Marschälle;

5. die anwesenden Königlichen Kammerjunker, paarweise;

6. zwei als Ceremonienmeister fungirende Königliche Kammerherren, als Marschälle;

7. die anwesenden Königlichen Kammerherren nach dem Alter ihrer Ernennung, paarweise;[177]

8. zwei als Ceremonienmeister fungirende Königliche Kammerherren, als Marschälle, nämlich:

Schloss-Hauptmann von Roeder und

Schloss-Heuptmann Graf von Schaffgotsch;

9. die anwesenden Inhaber der Erbämter aus den verschiedenen Landestheilen der Monarchie, paarweise, und zwar die Erbämter:

des Herzogthums Jülich,

des Herzogthums Geldern,

des Fürstenthums Minden,

des Fürstenthums Münster,

des Fürstenthums Paderborn,

des Herzogthums Westphalen,

des Fürstenthums Halberstadt,

der Landgrafschaft Thüringen,

des Herzogthums Magdeburg,

des Herzogthums Schlesien,

des Herzogthums Pommern,

(Alt-Vor-Pommern, Hinter-Pommern),

der Kurmark Brandenburg;

10. der Reichsherold mit dem silbernen Stabe;

11. die Chefs der obersten Civil- und Militair-Behörden in den Provinzen:

a) die acht Ober-Präsidenten;

b) die acht commandirenden Generale und General-Inspecteure, insofern sie nicht Ritter des hohen Ordens vom Schwarzen Adler sind, paarweise, nach ihrem Dienstrange;

12. die Chefs der Immediat-Behörden und die Staatsminister, paarweise:

a) der Präsident des evangelischen Ober-Kirchen-Raths, Wirkliche Geheime-Rath von Uechtritz und

b) der Chef-Präsident der Ober-Rechnungs- Kammer, Wirkliche Geheime-Rath Dr. Bötticher;

c) der Minister der auswärtigen Angelegenheiten Graf von Bernstorff;

d) der Justiz-Minister von Bernuth und

e) der Kriegs- und Marine-Minister, General- Lieutenant von Roon;

f) der Minister des Innern Graf von Schwerin und

g) der Minister der geistlichen-, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten von Bethmann-Hollweg;

h) der Minister der landwirtschaftlichen Angelegenheiten Graf von Pückler und

i) der Finanz-Minister Freiherr von Patow;

k) der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten von der Heydt und

l) der Staats-Minister von Auerswald;

13. die Herolde des hohen Ordens vom Schwarzen Adler;

14. die Königlichen Hofchargen, insofern sie nicht andere Functionen haben, paarweise, geführt vom Schlosshauptmann von Königsberg Grafen von Dönhoff;

15. die Vice-Ober-Hof- und die Ober-Hofchargen, insofern sie nicht andere Functionen haben;[178]

16. der Grand maître de la garderobe, den Königlichen Mantel auf einem rothsammetnen Kissen tragend;

17. der Ober-Hof- und Hausmarschall Graf von Pückler und der Ober-Ceremonienmeister Stillfried Graf Alcántara, als Marschälle, unmittelbar hergehend vor:

18. den Reichsinsignien, welche getragen werden:

a) das Reichsinsiegel, auf einem Kissen von drap d'argent, vom Kanzler des Königreichs Preussen Dr. von Zander;

b) der Reichsapfel, auf einem Kissen von drap d'argent, vom Landhofmeister des Königreichs Preussen Grafen Finck von Finckenstein oder in dessen Stellvertretung vom Wirklichen Geheimen Rath Grafen von Dönhoff-Friedrichstein;

c) das entblösste Reichsschwert, aufrecht getragen vom Ober-Burggrafen des Königreichs Preussen von Brünneck;

d) das Zepter, auf einem Kissen von drap d'or, vom Ober-Marschall des Königreichs Preussen Grafen zu Dohna-Lauck;

e) die Krone, auf einem Kissen von drap d'or, von dem General der Infanterie Fürsten W. Radziwill;

19. der Oberst-Marschall mit dem grossen Stabe;

20. Seine Majestät der König im Mantel des hohen Ordens vom Schwarzen Adler.

Zu beiden Seiten Allerhöchstdesselben, etwas zurück, die Commandeure des 1. Garde-Regiments zu Fuss und des Regiments der Gardes du Corps, als Commandeure der militairischen Escorte-Truppen, bestehend aus Gardes du Corps und der Schlossgarde-Compagnie, welche bis zu Ihrer Majestät der Königin eine Chaine bilden, mit gezogenem Degen:

21. der Oberst-Kämmerer Graf von Redern und der Minister des Königlichen Hauses Freiherr von Schleinitz, rechts hinter Seiner Majestät,

22. der Oberst-Truchsess und der Oberst-Schenk, links hinter Seiner Majestät dem König;

23. die General- und die Flügel-Adjutanten Seiner Majestät des Königs, die jüngsten voran, bilden zu beiden Seiten Seiner Majestät eine Chaine;

24. das Reichspanier, getragen vom General-Feldmarschall Freiherrn von Wrangel, der von zwei General-Adjutanten Seiner Majestät des Königs dabei unterstützt wird;

25. Seine Königliche Hoheit der Kronprinz;

26. Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen des Königlichen Hauses und sämmtliche anwesenden Ritter des hohen Ordens vom Schwarzen Adler, paarweise, nach ihrem Range, im Ordensmantel;

27. die anwesenden Generale, Divisions-Commandeure und General-Lieutenants;

28. der Geheime Kabinets-Rath Seiner Majestät des Königs, Wirkliche Geheime Rath Illaire, und die Wirklichen Geheimen Räthe;

29. die Adjutanten und das Gefolge Ihrer Königlichen Hoheiten der Prinzen des Königlichen Hauses.
[179]

§. 7.


Unmittelbar hierauf erheben Ihre Majestät die Königin mit Allerhöchstihrem Gefolge Sich nach der Schlosskirche; der Zug geschieht in folgender Ordnung:


1. die Königlichen Hoffouriere;

2. die Leibpagen Ihrer Königlichen Hoheiten der Prinzessinnen des Königlichen Hauses,

die Leibpagen Ihrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin,

die Leibpagen Ihrer Majestät der Königin, paarweise;

3. zwei als Ceremonienmeister fungirende Königliche Kammerherren, als Marschälle;

4. die Kammerherren Ihrer Majestät der Königin;

5. der Mantel Ihrer Majestät der Königin, auf einem rothsammetnen Kissen, getragen vom Kammerherrn Grafen zu Dohna-Schlobitten;

6. die Krone Ihrer Majestät der Königin, auf einem Kissen von drap d'or, getragen vom General der Cavallerie Grafen von der Groeben;

7. der Ober-Hofmeister Ihrer Majestät der Königin Graf von Boos-Waldeck mit dem Stabe;

8. Ihre Majestät die Königin.


Rechts neben der Schleppe Ihrer Majestät der Königin geht Allerhöchstdero stellvertretende Ober-Hofmeisterin Frau von Bülow geb. von Humboldt, links gehen die beiden Pallastdamen, Gräfinnen A. von Hacke und von Oriolla.

Die Schleppe Ihrer Majestät tragen die Damen:

a) Gräfin von Brandenburg,

b) Gräfin von Schwerin,

c) Gräfin von Brühl,

d) Gräfin von Kospoth;


9. die Kammerherren Ihrer Königlichen Hoheiten der Kronprinzessin und der Prinzessinnen des Königlichen Hauses;

10. Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin;

11. Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzessinnen des Königlichen Hauses, paarweise. Die Schleppen Ihrer Königlichen Hoheiten tragen Höchstderen Hofdamen, die Ober-Hofmeisterinnen gehen rechts neben der Schleppe;

12. zwölf Königliche Hofpagen;

13. eine Abtheilung der Leib-Compagnie des 1. Garde-Regiments zu Fuss.


§. 8.


Sobald Seine Majestät der König auf dem oberen Podest der Freitreppe erscheinen, machen sämmtliche Truppen die Honneurs; die Musikchöre schweigen, wenn seine Majestät die letzte Stufe der Freitreppe passirt haben, und es wird sodann von einem auf dem Schlosshofe aufgestellten Musikchor der zu diesem Behufe von dem General-Musik-Direktor und Hof-Capellmeister Meyerbeer auf Allerhöchsten Befehl komponirte Krönungsmarsch gespielt.


§. 9.


Am Portal der Kirche werden Ihre Majestäten, und zwar Seine Majestät der König von der ersten Abtheilung der versammelten Geistlichen, an deren Spitze der dazu berufene erste Geistliche der Schlosshirche, General-Superintendent,[180] Hofprediger Dr. Moll, sich befindet, und Ihre Majestät die Königin von dem zweiten Geistlichen der Schlosskirche, Ober-Consistorial-Rath, Hofprediger Dr. Oesterreich, mit der zweiten Abtheilung empfangen und mit einer kurzen Anrede begrüsst, entsprechend den Worten der Begrüssung, von 1701:

»Es gehen herein die Gesegneten des Herrn etc.«

Die erste Abtheilung der Geistlichen tritt vor dem Oberst-Marschall Seiner Majestät des Königs, die zweite vor dem Ober-Hofmeister Ihrer Majestät der Königin in den Zug ein und geleiten Allerhöchstdieselben in die Kirche, woselbst Ihre Majestäten auf Allerhöchstihre Throne Sich niederzulassen geruhen.


§. 10.


Der Thron Seiner Majestät des Königs ist am ersten Pfeiler rechts vom Altare, der Thron Ihrer Majestät der Königin am ersten Pfeiler links vom Altare errichtet.

Links vom Throne Seiner Majestät des Königs sind die Sessel Ihrer Königlichen Hoheiten der Prinzen, rechts vom Throne Ihrer Majestät der Königin die Sessel Ihrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin und Ihrer Königlichen Hoheiten der Prinzessinnen des Königlichen Hauses aufgestellt.

Für Seine Königliche Hoheit den Kronprinzen ist rechts vom Throne Seiner Majestät des Königs, etwas rückwärts des Thronsessels, ein Sitz auf der zweiten Stufe bereitet.


§. 11.


Die Aufstellung des Zuges in der Kirche ist folgende:

Die Spitze des Zuges, nämlich:

die Pagen,

die Königlichen Kammerjunker,

die Königlichen Kammerherren und

die Erbämter,

bleibt, Spalier bildend, so lange stehen, bis Ihre Majestäten Allerhöchst Sich auf die Throne niedergelassen haben, und zieht sich demnächst hinter den Thron Seiner Majestät des Königs zurück.

Die blau gekleideten Herolde stellen sich dem Altare gegenüber an der Grenze des Mittelganges auf.

Der Reichsherold nimmt seine Stellung zwischen diesen beiden Herolden.

Die Chefs der obersten Civil- und Militair-Behörden der Provinzen, sowie die Chefs der Immediat-Behörden und die Staats-Minister begeben sich nach den für sie rechts vom Altare reservirten Plätzen.

Die beiden Herolde des hohen Ordens vom Schwarzen Adler bleiben bis zur Ankunft der Ritter dieses Ordens an der Grenze des Mittelganges stehen, treten denselben bis zum Altare vor und kehren sodann in ihre Stellung zur Rechten und Linken des Reichs-Heroldes zurück.

Die Königlichen Hofchargen nehmen vom Mittelgange rechts vor dem Throne Ihrer Majestät der Königin, die Vice-Ober-Hof- und die Ober-Hof- chargen links vor dem Throne Seiner Majestät des Königs ihren Platz.

Der Grand maître de la Garderobe begiebt sich auf die linke Seite des Altars.

Der Ober-Hof- und Haus-Marschall Graf von Pückler und der Ober-Ceremonienmeister Stillfried Graf Alcántara führen die Würdenträger mit den Reichsinsignien auf die rechte Seite des Altars, wo dieselben vor den Sesseln Ihrer Königlichen Hoheiten der Prinzen des Königlichen[181] Hauses sich aufstellen, so zwar, dass die Krone zunächst dem Throne Seiner Majestät zu stehen kommt.

Die Träger der Reichsinsignien legen dieselben, sobald Seine Majestät der König Allerhöchstsich auf den Thronsessel niederzulassen geruht haben, auf die zu diesem Behufe bereit gehaltenen Tabourets; nur das Reichsschwert wird nicht niedergelegt.

Der Oberst-Marschall tritt links von Seiner Majestät auf die unterste Thronstufe.

Der Oberst-Kämmerer tritt rechts von Seiner Majestät auf dieselbe Stufe.

Der Oberst-Truchsess stellt sich hinter den Oberst-Kämmerer, der Oberst-Schenk hinter den Oberst-Marschall.

Der Minister des Königlichen Hauses tritt rechts vom Oberst-Kämmerer an die unterste Thronstufe; links vom Oberst-Marschall stellen sich der erste Ge neral-Adjutant und hinter denselben der Flügel-Adjutant vom Dienst, Beide an die unterste Stufe des Thrones.

Die Commandeure der Escorte-Truppen stellen sich hinter den Oberst-Truchsessen und den Oberst-Schenken und begleiten dann den Zug bei seiner Rückkehr wie bei dem Hinmarsch.

Die General- und die Flügel-Adjutanten Seiner Majestät des Königs placiren sich rechts nnd links vom Pfeiler, an welchem der Thron Seiner Majestät errichtet ist.

Der General-Feldmarschall mit dem Reichspanier tritt auf die mittelste Stufe vom Throne links, die ihn begleitenden General-Adjutanten schliessen sich den schon genannten General- und Flügel-Adjutanten Seiner Majestät des Königs an.

Seine Königliche Hoheit der Kronprinz tritt auf die mittelste Stufe vom Throne rechts. Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen des Königlichen Hauses nehmen auf den links vom Throne Seiner Majestät des Königs aufgestellten Sesseln Platz, die übrigen anwesenden Ritter des hohen Ordens vom Schwarzen Adler hinter Höchstdenselben.

Die Generale, Divisions-Commandeure und General-Lieutenants, sowie der Geheime Kabinetsrath Seiner Majestät des Königs, Wirkliche Geheime Rath Illaire, die Wirklichen Geheimen Räthe und die Adjutanten und das Gefolge Ihrer Königlichen Hoheiten der Prinzen des Königlichen Hauses treten in den dem Altare gegenüberliegenden Raum, woselbst sie von den als Ceremonienmeister fungirenden Königlichen Kammerherren empfangen werden.

Die Spitze des Zuges Ihrer Majestät der Königin, die Hoffourierebleibt am Eingange der Kirche, innerhalb, zu beiden Seiten des Portals, stehen.

Die Pagen und die Kammerherren Ihrer Majestät der Königin wenden sich aus dem Mittelgange der Kirche nach den für sie bestimmten Plätzen hinter dem Throne Ihrer Majestät der Königin.

Der den Mantel Ihrer Majestät der Königin tragende Cavalier tritt auf die linke Seite des Altars, und zwar neben den Grand maître de la Garderobe.

Dort stellt sich auch, und zwar zur Linken des gedachten Cavaliers, der Träger der Krone Ihrer Majestät der Königin auf.

Der Ober-Hofmeister Ihrer Majestät der Königin stellt sich, nachdem Allerhöchstdieselben auf dem Throne Platz genommen haben, auf die mittelste Stufe des Thrones links.

Rechts nimmt die Ober-Hofmeisterin Ihrer Majestät der Königin auf derselben Stufe die entsprechende Stellung ein.

Hinter derselben stehen die Palastdamen.[182]

Weiter rechts auf die unterste Stufe stellen sich die Hofdamen Ihrer Majestät der Königin.

Vom Ober-Hofmeister links auf der untersten Stufe stehen die dienstthuenden Kammerherren Ihrer Majestät.

Das Gefolge Ihrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin und Ihrer Königlichen Hoheiten der Prinzessinnen des Königlichen Hauses rangirt sich rückwärts Höchstderselben.

Die Ausführung der eben beschriebenen Aufstellung haben die als Ceremonienmeister fungirenden Königlichen Kammerherren, nämlich:


1. Schloss-Hauptmann Graf von Schaffgotsch,

2. Schloss-Hauptmann von Roeder,

3. Graf von Pfeil-Pleischwitz,

4. Freiherr Hugo von Zedlitz-Neukirch- Tiefhartmannsdorf,

5. Graf von der Schulenburg-Rengerslage,

6. Graf von Pückler-Ober-Weistritz,

7. von Gutzmerow-Gross-Leuthen und

8. Freiherr Cuno von Zedlitz-Neukirch-Nieder-Kauffung,

zu bewirken.


§. 12.


Während des Eintritts Ihrer Majestäten wird von dem Domchor der Psalm 100 angestimmt.

Hierauf folgt der Gesang der Versammlung (mit Orgelbegleitung):

»Komm heiliger Geist Herre Gott!«

(veni sancte spiritus).

Der Geistliche auf dem Ambon links von dem Altare, Dr. Moll, spricht:

»Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, Amen! Unsere Hülfe sei im Namen des Herrn etc.«

Es folgt das Sündenbekenntniss.

Der Domchor singt:

»Herr erbarme Dich unser etc.«

Der Geistliche spricht die Absolution.

Der Domchor:

»Amen.«

Der Geistliche:

»Ehre sei Gott in der Höhe!«

Der Domchor:

»Und Friede auf Erden etc.«

mit der grossen Doxologie.

Der Geistliche:

»Der Herr sei mit Euch!«

Der Domchor:

»Und mit Deinem Geiste.«

Der Geistliche spricht das Gebet vor der Epistel und verliest die Epistel.

Der Domchor singt den Epistelspruch:

»Herr Gott, Du bist unsere Zuflucht für und für etc.«

Hierauf:

»Hallelujah.«

Der Geistliche auf dem Ambon rechts, General-Superintendent, Hofprediger Dr. Hoffmann, verliest das Evangelium.[183]

Der Domchor:

»Ehre sei Dir, Herr.«

Derselbe Geistliche spricht das Apostolische Glaubensbekenntniss.

Der Domchor:

»Amen, Amen, Amen!«

Die Versammlung:

»Allein Gott in der Höh' sei Ehr.«

(Choral, Vers 1) mit Orgel-Begleitung.


§. 13.


Es folgt die Krönungs-Predigt, das allgemeine Gebet, das Unser Vater und der Segen durch den Dr. Hoffmann auf demselben Ambon.

Chor (nach dem Segen): »Amen!«


Der Domchor stimmt den Gesang an:

»Du Hirte Israels höre, der Du Joseph hütest, wie der Schafe, erscheine, der Du sitzest über Cherubim.«

Der consecrirende Geistliche (Ober-Consistorial-Rath, Hofprediger Dr. Snethlage) spricht:

»Der Herr hat Grosses an uns gethan, dess sind wir fröhlich! Erhebet Eure Herzen!«

Der Domchor:

»Wir erheben sie zum Herrn.«

Der Geistliche:

»Lasset uns danken dem Herrn, unserm Gott.«

Der Domchor:

»Recht und würdig ist es.«

Der Geistliche:

»Recht ist es und wahrhaft würdig und heilbringend, Dir, Allmächtiger, Dank zu sagen zu allen Zeiten und an allen Orten durch Jesum Christum, unsern Herrn, um dessenwillen Du uns verschont hast, uns unsere Sünden vergiebst und die ewige Seligkeit verheissest, und mit allen Engeln und Erzengeln und dem ganzen Heere der himmlischen Heerschaaren singen wir Dir und Deiner unendlichen Herrlichkeit Einen Lobgesang:«

Der Domchor:

»Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth. Alle Lande sind seiner Ehre voll. Hosianna in der Höh! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosianna in der Höh!«

Hierauf folgt das Krönungsgebet, welches der Consecrator, mit allen Geistlichen knieend und zum Altare gewendet, spricht:

»Ewiger, allmächtiger, allein weiser und grosser Gott, der Du bist unsere Zuflucht für und für, ein König der Könige und ein Herr aller Herren, auch ein Vater der Barmherzigkeit in Christo Jesu Deinem Sohne, wir erkennen in tiefer Demuth, dass es bei Dir allein steht, jemand gross und stark zu machen, und dass es Deine Gnade und Treue ist, wenn Du Deinem Volke Könige und Fürsten giebst, die Dein Reich auf Erden fördern. Es erscheint jetzt in Deinem Heiligthum unser theurer und vielgeliebter Herr, Dein Knecht Wilhelm, König von Preussen, um seine Hoheit und Macht und die Zeichen dieser Hoheit und Macht, Krone, Zepter[184] und Schwert, die er aus Deiner Hand empfangen, in tiefer Demuth zu Deinen Füssen zu legen und Deiner Ehre zu widmen Desgleichen beugt sich vor Dir seine Gemahlin, Deine Magd, Augusta, Königin von Preussen, um sich in tiefer Demuth Deinem Dienste zu weihen. Und weil Du ihnen ins Herz gegeben, dass sie dies öffentlich durch ihre feierliche Krönung bezeugen wollen, so heilige Du selbst, Du heiliger Gott, diese heilige Handlung zu einem gewissen Wahrzeichen, dass sie aus Deiner Gnade ihre Krone tragen, und Du sie zum Heile Deines Volkes krönen willst mit Gnade, Barmherzigkeit. Salbe sie mit dem Oele der Freude, und erleuchte sie mit Deinem heiligen Geiste.

Entzünde selbst Deine Liebe in ihrem Herzen und lass auf ihnen ruhen den Geist der Weisheit und des Verstandes, den Geist des Raths und der Stärke, den Geist der Erkenntniss und der Furcht des Herrn. Lass sie Kraft und Freudigkeit daraus empfangen zu allen Königlichen Tugenden, zur Ehre Deines Namens, zum Troste Deiner Kirche, zur Freude und zur Wohlfahrt ihres Königlichen Hauses und aller ihrer Lande und Leute.

Ja grosser, allmächtiger, barmherziger Gott und Vater, segne also das Haus Deines Gesalbten, dass es ewiglich sei vor Dir. Denn was Du segnest, das ist gesegnet ewiglich. Erhöre uns um Jesu Christi, Deines Sohnes und unsers Herrn, Willen, Amen!«

Alle Geistlichen wiederholen das Amen.

Der Domchor singt:

(Herr segne den König und erhöre uns am Tage, da wir Dich anrufen.)

(Domine salvum fac Regem.)


Während des Gesanges besteigt der Consecrator den Ambon rechts vom Altare, und es begeben sich, unter Vortritt des Ober-Ceremonienmeisters und des Ober-Hof- und Haus-Marschalls, die Würdenträger, welche die Reichsinsignien tragen, zum Altare und legen Krone, Zepter und Reichsapfel auf denselben nieder.

Der Ober-Burggraf mit dem Reichsschwert und der Kanzler mit dem Reichsinsiegel treten auf die linke Seite des Altars; die übrigen Würdenträger kehren auf ihre Plätze zurück.


§. 14.


Sobald das »Domine salvum fac Regem« beendet ist, erheben Seine Majestät der König Allerhöchstsich unter dem Schall der Pauken und Trompeten und begeben Sich, unter Vortritt des Oberst-Marschalls und gefolgt von Seiner Königlichen Hoheit dem Kronprinzen, Höchstwelcher rechts vom Altare Seinen Platz nimmt, von dem Reichs-Paniere, welches sich auf derselben Seite des Altares aufstellt, von dem Oberst-Kämmerer, dem Oberst-Truchsessen, dem Oberst-Schenken und dem Minister des Königlichen Hauses, dem General- und dem Flügel-Adjutanten vom Dienst, bis an die Stufen des Altares, um dort (während die Musik schweigt) Ihr stilles Gebet zu verrichten.

Sodann geruhen Allerhöchstdieselben Ihrem Oberst-Kämmerer einen Wink zu ertheilen, welcher Allerhöchstihnen, unter Assistenz des Oberst-Truchsessen und des Oberst-Schenken, die Kette und den Rittermantel des hohen Ordens vom Schwarzen Adler abnehmen und den Krönungsmantel umlegen helfen wird.[185]

Der Krönungsmantel wird dem Oberst-Kämmerer von dem Grand maître de la Garderobe dargereicht. Der Rittermantel Sr. Majestät des Königs wird auf das Kissen gelegt, auf welchem der Grand maître de la Garderobe den Krönungsmantel getragen hatte.

Seine Majestät der König geben hierauf den Helm Allerhöchstihrem ersten General-Adjutanten, welcher denselben auf den Rittermantel niederlegt.

Seine Majestät ersteigen die Stufen des Altars, nehmen die Krone Allerhöchstihres Königreichs von Gottes Tisch und setzen Allerhöchstsich dieselbe auf das Haupt.

In diesem Augenblick spricht der auf dem Ambon rechts vom Altare stehende Consecrator, während auf ein gegebenes Zeichen die Glocken geläutet, im Königsgarten die Geschütze gelöst werden, und die Truppen im Schlosshofe (ohne das Spiel zu rühren) die Honneurs machen, folgendes Gebet:


»Gott der Allmächtige, der Herr des Himmels und der Erden, welcher Euch die Krone des Reichs gegeben hat, bestärke Euch in allen christlichen und Königlichen Tugenden, auf dass das Land durch Euer gutes und glückliches Regiment aufblühe, und dass Ihr, nach diesem zeitlichen und vergänglichen Reiche, des ewigen Reichs und der Krone theilhaftig werdet, die Gott allen Gerechten aufbewahrt hat.«


Seine Majestät ergreifen das Zepter und der Geistliche betet weiter:


»Der Allmächtige Gott, welcher Euch zum Herrscher über sein Volk gesetzet und befohlen, dass Ihr mit Gerechtigkeit dies Volk regieren und richten sollt, verleihe Euch seine Gnade, dass Ihr Euch alle Zeit nach dem ewigen Könige richten möget, dessen Zepter ein gerechtes Zepter ist; dass Ihr immer Gerechtigkeit lieben, ungöttliches Wesen aber verabscheuen möget, durch unsern Herrn Jesum Christum.«


Seine Majestät nehmen das Zepter in die linke Hand, ergreifen den Reichsapfel, der Geistliche betet:


»Gott, der Euch zum Könige von Preussen erkoren, verleihe Euch seine Gnade, dass Ihr das Reich in Macht und Wohlstand erhalten möget, ihm zum Preis und zur Ehre, Euch zum Ruhm, allen Preussen und dem Lande zum Nutzen, zur Freude und zur Einigkeit.«


Seine Majestät, der König legen den Reichsapfel wieder auf den Altar und ergreifen mit der Rechten das Schwert des Reichs, welches Allerhöchstihnen der links vom Altar stehende Ober-Burggraf des Königreichs Preussen darreicht, während der Geistliche die Worte spricht:


»Gott, der Euch das Schwert anvertraut hat, zum Schutze der Frommen und Rechtschaffenen, zur Strafe der Ungerechten, der Verächter des Gesetzes und Eurer Person, oder Derer, die das Land ins Verderben bringen wollen, gebe Euch seine heilige Gnade, dass Ihr alle Zeit getrost und männlich streiten und Euren Auftrag zur Ehre Gottes, zum Frieden Eures Gewissens und zur Wohlfahrt Eurer Unterthanen ausrichten möget, durch Jesum Christum, unsern Herrn, Amen!«


Nach diesem Gebete wenden Seine Majestät der König, auf den Stufen des Altars stehend, Allerhöchstsich gegen die Versammlung um, und der Geistliche[186] auf dem Ambon links vom Altare (Ober-Consistorial-Rath, Feldpropst, Hof-Prediger Dr. Thielen ruft aus:


»Heil dem Könige. Dein sind wir! Mit Dir halten wir es. Friede sei mit Dir! Amen!«


Und

(zur Versammlung gewendet)


»Alles Volk sage Amen!«


worauf die Versammlung antwortet:


»Amen!«


Seine Majestät geben hierauf das Schwert an den Ober-Burggrafen zurück und steigen die Stufen des Altares hinab; der Oberst-Kämmerer und die ihm assistirenden Obersten Hofchargen ergreifen die Schleppe des Königlichen Mantels, um dieselbe zu tragen.


§. 15.


Gleichzeitig erheben Ihre Majestät die Königin Allerhöchstsich, um vor den Stufen des Altares, wo Seine Majestät der König Allerhöchstdieselben erwarten, Ihr stilles Gebet zu verrichten.

Nach Beendigung desselben nähert sich die Ober-Hofmeisterin nebst den Palastdamen Ihrer Majestät der Königin und legen Allerhöchstderselben den vom Grafen zu Dohna-Schlobitten herbeigebrachten Mantel um.

Der General der Cavallerie Graf von der Groeben, welcher die Krone Ihrer Majestät der Königin trägt, hat sich inzwischen Seiner Majestät dem Könige genähert, Allerhöchstwelcher die dargebotene Krone ergreift und sie auf das Haupt der Königin setzt.

Der Consecrator auf dem Ambon rechts spricht:


»Der Allmächtige Gott, der Herr des Himmels und der Erden, der Euch die Krone gegeben, stärke Euch in allen christlichen und königlichen Tugenden, dass Ihr nach diesem zeitlichen und vergänglichen Reiche der ewigen Krone theilhaftig werden möget, die Gott allen Gerechten aufbewahrt hat, Amen!«


Der Geistliche auf dem Ambon links ruft aus:


»Heil der Königin. Dein sind wir! Mit Dir halten wir es. Friede sei mit Dir! Amen!«


Und


(zur Versammlung gewendet)

»Alles Volk sage Amen!«


worauf die Versammlung antwortet:


»Amen!«


Hierauf wenden Sich Ihre Majestäten der König und die Königin gegen den Altar und knieen auf die herbeigebrachten Kissen nieder, während der auf der untersten Stufe vor der Mitte des Altares stehende consecrirende Geistliche mit folgendem Gebet den Segen über die Majestäten spricht:


Und nun Herr, Herr! heben wir Herzen und Hände empor und beugen unsre Kniee in Deinem Heiligthum und flehen: O Du, dem wir danken unter den Völkern, und dessen Namen wir Lob singen in der Gemeinde, der Du unsern König mit Gnade und Macht gekrönt und Heil bewiesen seiner Königlichen Gemahlin an seiner Seite, O Dreieiniger Gott, lege Deine allmächtige Gnadenkraft in den Segen, den ein treues Volk für sie erbittet:
[187]

Eure Hülfe komme von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

Er wolle Euren Fuss nicht gleiten lassen und Euch bewahren vor allem Uebel.

Der Herr behüte Eure Seele.

Der Herr behüte Euren Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit. Amen.

Alle Geistlichen sprechen Amen.

Der Herr segne Euch und behüte Euch!

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten

über Euch und sei Euch gnädig!

Der Herr erhebe sein Angesicht auf Euch

und gebe Euch Frieden! † Amen.


Alle Geistlichen sprechen Amen.

Während Sich Ihre Majestäten gegen den Altar wenden, rühren die Truppen das Spiel zum Gebet, und der Ober-Prediger des 1 Armee-Corps, Consistorialrath Dr. Kaehler, spricht, in der Mitte des Krönungsweges, unter Kniebeugung, das obige Krönungsgebet.

Unter Orgelspiel begeben Seine Majestät der König und demnächst Ihre Majestät die Königin Allerhöchstsich nach ihren Thronsesseln zurück.

Die Schleppe des Krönungsmantels Ihrer Majestät der Königin wird von den Palast- und Hofdamen, das äusserste Ende derselben von der Ober-Hofmeisterin getragen.


§. 16.


Unter fortgesetztem Orgelspiel werden die drei auf dem Altare liegenden Kissen von den betreffenden Würdenträgern wieder aufgenommen, und gleichzeitig kehren der Ober-Burggraf mit dem Reichsschwert und der Kanzler mit dem Reichsinsiegel zu den Plätzen zurück, welche sie vor Beginn der Krönungsfeierlichkeit in der Kirche eingenommen hatten.


§. 17.


Der Consecrator tritt wieder zum Altare und intonirt das Te Deum.


§. 18.


Während Seine Majestät der König und demnächst Ihre Majestät die Königin Sich erheben, um im feierlichen Zuge nach dem Schlosse zurückzukehren, stimmt der Domchor den Psalm 21. (Englische Psalmodie) an:


»Herr, der König freut sich in Deiner Kraft.«


Bis an das Portal der Kirche werden Ihre Majestäten in gleicher Weise, wie beim Eintritt in dieselbe, von der Geistlichkeit geleitet.

Bei dem Heraustreten Ihrer Majestäten aus der Kirche machen die Truppen die Honneurs und rühren das Spiel so lange, bis Seine Majestät der König die zweite Wendung des Krönungsweges erreicht haben, worauf der Krönungsmarsch von Neuem beginnt und so lange gespielt wird, wie Ihre Majestäten sichtbar sind.


§. 19.


An der grossen Freitreppe angelangt, scheiden von dem Zuge Seiner Majestät des Königs aus:

die Herolde,

die Pagen,[188]

die Königlichen Kammerjunker und

die Königlichen Kammerherren,

welche auf der Freitreppe, Spalier bildend, so lange stehen bleiben, bis der Zug Seiner Majestät des Königs und auch der Ihrer Majestät der Königin im Schlosse angelangt ist.

Die Generalität, die Hofstaaten und die Adjutanten Ihrer Königlichen Hoheiten der Prinzen des Königlichen Hauses nehmen ihren Platz auf der Tribüne, rechts vom Throne, ein.

Die Tribüne links ist vorzugsweise zur Aufnahme der Krönungsbotschafter und der in besonderer Mission erschienenen Personen, der Wirklichen Geheimen Räthe und Civil-Ober-Beamten bestimmt.


§. 20.


Seine Majestät der König begeben Allerhöchstsich nach dem Thronsaal.

Beim Eintritt in denselben stellen sieh die Erbämter dem Throne gegenüber.

Links vom Throne nehmen die Staats-Minister, der Geheime Kabinetsrath und die Ober-Präsidenten, rechts Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen des Königlichen Hauses, die Ritter des hohen Ordens vom Schwarzen Adler, die General- und die Flügel-Adjutanten Seiner Majestät des Königs ihren Platz. Die Hofchargen stellen sich vor die Erbämter dem Throne gegenüber, um sogleich wieder vortreten zu können.

Diejenigen Herren, welche die Reichsinsignien tragen, treten zur Rechten und Linken an die untersten Stufen des Thrones.

Sobald Seine Majestät der König den Thron bestiegen haben, stellt sich der General-Feldmarschall mit dem Reichspanier auf die mittelste Stufe vom Throne links, etwas rückwärts.

Seine Königliche Hoheit der Kronprinz stehen auf der mittelsten Stufe rechts vom Thronsessel.

Die Herolde des hohen Ordens vom Schwarzen Adler treten an die nach dem Vorzimmer führende Eingangsthür.


§. 21.


Nachdem Seine Majestät der König den Befehl zur Einführung der katholischen Geistlichkeit zu ertheilen geruht haben werden, lässt der Ober-Ceremonienmeister die Thür nach dem Vorzimmer öffnen und geleitet dieselbe in den Thronsaal.

Nach gehaltener Anrede wird sie durch einen als Ceremonienmeister fungirenden Königlichen Kammerherrn in die links vor dem Throne errichtete Schranke auf dem Schlosshof geführt.

Es erfolgt hierauf in gleicher Weise der feierliche Empfang der ehemaligen reichsständischen Fürsten und Grafen, welche ebenfalls durch einen Königlichen Kammerherrn in die Tribüne auf dem Schlosshofe hinabgeleitet werden.


§. 22.


Inzwischen sind die zur Krönungsfeier Entbotenen, sowie die verschiedenen anderen Kategorien der dazu Eingeladenen, aus der Schlosskirche durch die zu ihrem Empfange bestellten Marschälle in die an der Freitreppe rechts und links vom Throne errichteten Schranken geleitet worden.
[189]

§. 23.


Wenn solchergestalt Alles geordnet ist, macht der Minister des Innern hiervon Seiner Majestät dem Könige Meldung.

Allerhöchstdieselben begeben Sich hierauf im Zuge, und zwar wiederum unter Vortragung der Reichsinsignien, durch die rothen Kammern nach der Throntribüne.

Seine Königliche Hoheit der Kronprinz tritt an die oberste Stufe des Throns, auf die rechte Seite.

Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen des Königlichen Hauses stellen Sich rechts von Seiner Majestät.

Die Träger der Reichsinsignien treten wiederum zur Rechten und Linken des Thrones.

Die Staats-Minister nehmen ihre Stellung links vom Throne, zunächst der Minister des Innern links vor den Reichsinsignien; neben ihm links steht der Unter-Staats-Secretair seines Ressorts.

Rechts vom Throne und hinter Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzen des Königlichen Hauses nehmen die Ritter des hohen Ordens vom Schwarzen Adler, der Hofstaat, die General- und die Flügel-Adjutanten und der Geheime Kabinets-Rath Platz.

Die Erbämter treten auf die Stufen der Freitreppe, je zwei auf eine, zur Rechten und zur Linken des Geländers, und zwar auf den Platz, den die Pagen, welche jetzt an den Fuss der Freitreppe zurückweichen, bis dahin besetzt hatten (Vergl. §. 19).


§. 24.


Gleichzeitig sind Ihre Majestät die Königin in Begleitung Ihrer Königlichen Hoheiten der Kronprinzessin und der Prinzessinnen des Königlichen Hauses sammt den anwesenden Höchsten Gästen und Allerhöchst- und Höchstderen Gefolge ans Fenster getreten, um von dort aus der Feierlichkeit beizuwohnen.


§. 25.


Die Ansprachen, welche Seitens der zur Krönungsfeier Entbotenen zur Beglückwünschung Seiner Majestät des Königs an Allerhöchstdieselben gerichtet werden, halten die Redner auf dem Podest der Freitreppe vor dem Throne. Nachdem Seine Majestät der König diese Ansprachen entgegen genommen haben, erfolgt durch den Minister des Innern nach Allerhöchster Bestimmung die Bekanntmachung der Standeserhöhungen und sonstigen Allerhöchsten Gnadenbezeigungen.

Hierauf ruft der zu Pferde auf dem Schlosshofe haltende Reichs-Herold:


»Es lebe der König Wilhelm!«


und während der unter Pauken- und Trompetenschall erfolgenden dreimaligen Wiederholung dieses Rufs Seitens aller Anwesenden, wird von den aufgestellten Kanonen je eine Salve gegeben.

Zum Schlusse wird unter Begleitung von Musikchören das Lied:


»Nun danket alle Gott«


von allen Anwesenden gesungen; gleichzeitig werden 101 Kanonenschüsse abgefeuert.


§. 26.


Seine Majestät der König und Ihre Majestät die Königin begeben Allerhöchstsich hierauf in Ihre Gemächer zurück, womit die Feierlichkeit schliesst.
[190]

§. 27.


Die Aufsicht über die Beobachtung der in diesem Programme vorgeschriebenen Ordnung ist von Seiner Majestät dem Könige dem Ober-Ceremonienmeister Stillfried Grafen Alcántara und dem Ober-Hof- und Haus-Marschall Grafen von Pückler übertragen worden.


Berlin, den 6. Oktober 1861.


Auf Seiner Königlichen Majestät Allergnädigsten Specialbefehl.


Der Minister des Innern,

Graf von Schwerin.


Gr. Stillfried.

Quelle:
Stillfried-Alcántara, Rudolf von: Ceremonial-Buch für den Königlich Preußischen Hof I. - XII. Berlin 1877, S. 175-191.
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