Seine Majestät der Schah von Persien trifft Sonnabend den 31. Mai 1873 gegen 6 Uhr Abends auf dem Potsdamer Bahnhofe ein.
Daselbst ist eine Compagnie des 2. Garde-Regiments zu Fuss mit Fahne und Musikcorps als Ehrenwache aufgestellt.
Auf dem Bahnhofe wird der Schah von Seiner Majestät dem Kaiser und König, Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen und Ihren Königlichen Hoheiten den sämmtlichen Prinzen des Königlichen Hauses, sowie vom Reichskanzler Fürsten von Bismarck, der Generalität, den General-und den Flügel-Adjutanten, dem Commandanten und dem Polizei-Präsidenten von Berlin erwartet.
Bei der Ankunft des Schahs spielt das gedachte Musikcorps den persischen Marsch.
Der Ober-Stallmeister führt beide Majestäten zum Wagen, der mit sechs Pferden bespannt und, nach Maassgabe der Witterung, offen oder geschlossen ist.
Zwei Stallmeister reiten demselben voraus.
Auf dem Platze vor dem Bahnhofe sind eine Escadron des Garde-Cürassier-Regiments, eine Escadron des 1. Garde-Dragoner-Regiments und eine Escadron des 2. Garde-Ulanen-Regiments aufgestellt, welche zu Escortirung des Zuges bestimmt sind.
Dieser Zug bewegt sich vom Bahnhofe aus durch die Königgrätzer Strasse, über den Potsdamer Platz, durch die Bellevue-Strasse und die Sieges-Allee nach der Charlottenburger Chaussee, sodann auf dieser durch das Brandenburger Thor und die Linden, innerhalb der Promenade, nach dem Königlichen Schlosse.
Dies geschieht in folgender Ordnung:
1. vorauf reitet eine Escadron des 2. Garde-Ulanen- Regiments;
2. zwei zweispännige Wagen mit den dem Schah zum Empfange entgegen gesandten Officieren und dem dienstthuenden Flügel-Adjutanten Seiner Majestät des Kaisers und Königs;
3. zwei Züge des Garde-Cürassier-Regiments mit den Trompetern an der Spitze;
4. der sechsspännige Wagen mit Ihren Majestäten dem Kaiser und König und dem Schah von Persien. Auf der rechten Seite dieses Wagens reitet der Commandant von Berlin, General der Infanterie [273] von Schwartzkoppen, und der Commandeur der den Wagen begleitenden Escadron des Garde-Cürassier-Regiments, auf der linken Seite der Vice-Ober-Stallmeister von Rauch und der Polizei-Präsident von Berlin, von Madai;
5. zwei Züge des Garde-Cürassier-Regiments;
6. ein zweispänniger Wagen mit dem Persischen Dolmetscher und dem Vice-Ober-Ceremonienmeister von Röder;
7. sechs zweispännige Wagen mit den vierzehn vornehmsten Personen des Persischen Gefolges;
8. die Escadron des 1. Garde-Dragoner-Regiments.
Sobald der Zug die Charlottenburger Chaussee erreicht, geben die auf dem Königsplatze aufgestellten 12 Geschütze 72 Schuss ab.
In dem Augenblicke, wo Seine Majestät der Kaiser und König mit dem Hohen Gaste die Schlossbrücke passiren, wird auf den Zinnen des Schlosses über Portal 4 die Persische Reichs-, über Portal 5 die Deutsche Kaiser-Standarte und über Portal 2 die Preussische Königs-Standarte aufgezogen.
Eine Compagnie des Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiments No. 1 steht als Ehrenwache am Portal No. 5 (mit dem Rücken an der Schlossterrasse, der rechte Flügel mit dieser abschneidend).
An dem Treppenaufgange unter Portal No. 5 erwarten die Kammerjunker, die Kammerherren, die Hof-, die Ober-Hof- und die Obersten Hof-Chargen die Allerhöchsten Herrschaften und treten Allerhöchstdenselben über die Treppe, auf welcher Schlossgardisten postirt sind, durch den Gardes-du-Corps-Saal, woselbst, eine Gala-Wache der Gardes du Corps in Supra-Westen mit den Trompetern des Regiments aufgestellt ist, und durch den Thronsaal nach dem Pfeilersaal vor. Daselbst Präsentation des Vortritts einerseits und des Persischen Gefolges anderseits.
Hiernach kehren Seine Majestät der Kaiser und König in Allerhöchst Ihr Palais zurück.
Die Herren erscheinen in Gala mit Ordensband, die Militairs im Parade-Anzuge, die Herren vom Civil mit weissen Unterkleidern, die Ritter des hohen Ordens vom Schwarzen Adler mit dem Bande desselben.
Auf Seiner Kaiserlichen und Königlichen Majestät Allergnädigsten Special-Befehl.
Berlin, den 29. Mai 1873.
Der Ober-Hof- und Haus-Marschall:
Graf von Pückler.
Der Ober-Ceremonienmeister:
Graf von Stillfried.