20. Rauchen gestattet?

[126] Das Rauchen ist vielen Zeitgenossen zu einer solchen Leidenschaft geworden, daß sie kaum den letzten Happen abwarten können, um endlich die lang entbehrte, heiß ersehnte Zigarette oder Zigarre zwischen die Lippen zu bekommen. Das mag wohl dazu geführt haben, daß heute manchmal während eines Essens von mehreren Gängen sogenannte Zigarettenpausen eingelegt werden, in denen das Rauchen – meist in einem Nebenraum – gestattet ist. Es werden dann meist gute Tropfen aus der Hausbar herumgereicht.

Der Raum, in dem gegessen wird, soll stets frei von jedem Tabaksqualm sein. Sonst schmeckt das Essen nicht. Das ist der Grund, warum sich auch der leidenschaftlichste Raucher beispielsweise in einer Gaststätte so lange beherrschen soll, wie jemand am Tisch ißt.

Frauen und Mädel behaupten heute, das gleiche Recht zum Rauchen zu haben, wie die Männer. Dieses Recht soll ihnen nicht streitig gemacht werden. Sie sollen daran aber ein wenig denken, wenn Männer in ihrer Gegenwart rauchen und nicht überschrobene Rücksichten beanspruchen, womit nun allerdings wiederum nicht gesagt werden soll, daß etwa der rauchende Herr der Dame, mit der er sich unterhält, wie so ein Meiler im Winde den Rauch ins Gesicht blasen darf.

Zigarren und Zigaretten haben, nachdem sie der Raucher genossen hat, die unangenehme Eigenschaft, in riesigen Rauchschwaden ihr Leben auszuhauchen. Darum ist es Pflicht des Rauchers, den Rest so zu zerdrücken, daß es keinen Rauch mehr gibt. Sogenannte Zigarettentöter erleichtern die Arbeit, was der Gastgeber berücksichtigen möge. Er sorge auch dafür, daß immer genügend Aschenbecher zur Stelle sind, schon im eigenen Interesse, denn es gibt leider[126] noch genug taktlose Raucher, die die Aschenreste an dem Rand der vor ihnen stehenden Untertasse oder an einem Teller abstreifen. Das sieht entsetzlich aus.


20. Rauchen gestattet

Soll noch von jenem unseligen Gast gesprochen werden, der dort am Flügel sitzt und gedankenlos seine brennende Zigarette auf das Instrument legt und damit geradezu verheerenden Schaden anrichtet? – Solche Menschen gäbe es nicht? – O, es gibt noch ganz andre. Verlassen Sie sich darauf! Mancher Teppich und manche schöne Tischdecke hat schon Brandwunden ertragen müssen, wenn Menschen Rekorde der Rücksichtslosigkeit aufstellten.

Ja, ja, – auch am Rauchen kann man einen Menschen erkennen.

Quelle:
Volkland, Alfred: Überall gern gesehen. Mühlhausen i. Thüringen 1941, S. 126-127.
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