Bilderrestaurierungen

[70] Hauser, der Sohn des früheren Restaurators der Münchener Pinakothek, hat unserer Galerie im Laufe der Jahre große Dienste geleistet. Allmählich sind die zahlreichen, durch alte Restaurationen beschädigten Gemälde von ihm gereinigt, die neuen Erwerbungen, soweit nötig, instand gesetzt und die Bilder vor weiteren Beschädigungen sorgsam geschützt worden. Trotzdem hat der Neid, unter dem unsere Museen schwer zu leiden haben, seitdem sie in erfolgreichen Wettstreit mit den großen alten Sammlungen getreten sind, auch gegen Professor Hauser seine Verleumdungen ausgestreut. Regelmäßig gingen sie von Leuten aus, die über die Erhaltung eines Bildes, über alt oder neu in einem Gemälde kein Verständnis haben oder überhaupt die Bilder nicht vor der Restauration und zuweilen selbst nachher nicht gesehen haben.

Besonders angefeindet wurden Hausers Restaurationen von Paris aus. So hat sich der Direktor des Louvre, M. Homolle, der wegen des Gioconda-Handels so unberechtigterweise beseitigt worden ist, bemüßigt gefühlt, auf gelegentliche Angriffe wegen des schmutzigen und traurigen Zustandes, in dem er manche Bilder der Louvre-Galerie beließe, zu antworten: besser die Bilder unberührt lassen als sie total verput zen, wie es in der Berliner Galerie geschehe. Und doch hat er meines Wissens unsere Galerie nie betreten und hatte jedenfalls gar kein Verständnis für alte Bilder. Wie wenig solche Angriffe gerechtfertigt sind, beweist der Umstand, daß Hauser nicht nur die meisten schwierigen Restaurationen für die ersten Händler von London und Paris wie A. Sulley, P. und D. Colnaghi, Th. Agnew, F. Kleinberger, Ch. Sedelmeyer u.a. auszuführen hat, sondern[70] daß ihm die Instandsetzung der großen Berliner Sammlungen, der Galerie des Duke of Westminster, der Sammlung Rudolf Kann u.a., deren Gemälde durch ihre treffliche Erhaltung bekannt sind, anvertraut war oder noch jetzt anvertraut ist. Hauser hat trotz dieser Erfolge und der Anforderungen, welche an ihn gestellt werden, seine Vorsicht bei der Restauration, in der Abnahme des alten Firnisses, sowie seine alte Ehrlichkeit und Bescheidenheit, auch in seinen Preisen, stets beibehalten.

Quelle:
Bode, Wilhelm von: Mein Leben. 2 Bde, 2. Band. Berlin 1930, S. 70-71.
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