77.

[207] Auch die Alten ahnten den ihnen ›geheim‹ deuchtenden Zusammenhang von Kunst und Naturgesetz und suchten die Kunst mit dem goldenen Schnitt und mit Zahlen zu ›beweisen‹, post festum et ante; man abstrahirte und konstruirte ›Kunstgesetze‹, freilich mit dem weit in die Irre irreführenden Gedanken, daß diese als glückliche Mittel in der Kunst zu betrachten seien.

Man ahnte nicht, daß die Naturgesetze nur eine Anschauungswelt höherer Ordnung bedeuten, in die die Kunst restlos eingeht. Selbst Bach ahnte es kaum,[207] wie nahe er auch das große Problem streifte, wie innig er das Phantom umarmte.

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Franz Marc: Schriften. Köln: DuMont, 1978, S. 207-208.
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