φεύγω

[1266] φεύγω, fut. φευξοῦμαι, seltner φεύξομαι, Hom. u. Folgde; bei Plat. z. B. φευξεῖται, φευξεῖσϑαι, Legg. I, 635 bc, φεύξεται, φευξόμεϑα, Rep. IX, 592 a Theaet. 181 a; bei sehr späten Schriftstellern sogar fut. φυγῶ; aor. ἔφυγον, perf. πέφευγα und in derselben Bedeutung auch perf. pass. πέφυγμαι, und wie von φύζω (vgl. φύζα) gebildet πεφυζότες, Il. 21, 6. 528. 532. 22, 1; – 1) fliehen, die Flucht ergreifen; häufig bei Hom.; ποῖ φεύγεις, μετὰ νῶτα βαλών, κακὸς ἃς ἐν ὁμίλῳ Il. 8, 94; βῆ φεύγων ἐπὶ πόντον 2, 665, dem διώκειν entgegengesetzt; φόβῳ φυγών Soph. O. R. 118; ποῖ φύγω; O. C. 832; εἰς τοὺς ἀφώνους μάρτυρας φεύγεις; Eur. Hec. 1076; Ar. u. in Prosa; φεύγει ἀπ' αὐτοῦ Plat. Phaed. 65 d; ἐνϑένδε ἐκεῖσε Theaet. 176 a, u. oft, wie Folgde. – Häufig liegt darin nur der Begriff der Absicht, des Willens, zu fliehen suchen, fliehen wollen, während die compos. ἀποφεύγω, ἐκφεύγω, προφεύγω das wirklich ausgeführte Fliehen bezeichnen, βέλτερον ὃς φεύγων προφύγῃ κακὸν ἠὲ ἁλώῃ, besser ist daran, wer, wenn er zu entfliehen trachtet, wirklich entflieht, als wer gefangen wird, Il. 14, 81; δεῖ γάρ με φεύγοντ' ἐκφυγεῖν Ἀχαρνέας Ar. Ach. 177; u. etwas anders mit der unter 3 aufgeführten Bdtg ἦ ῥᾳδίως φεύγων ἂν ἀποφύγοι δίκην Nubb. 168; vgl. Pors. Eur. Phoen. 1234. – Das perf. aber hat immer, der aorist. oft die Bdtg entgehen, entkommen, ἔνϑ' ἄλλοι μὲν πάντες, ὅσοι φύγον αἰπὺν ὄλεϑρον, οἴκοι ἔσαν, πόλεμόν τε πεφευγότες ἠδὲ ϑάλατταν, nachdem sie dem Kriege und dem Meere entronnen waren, Od. 1, 11; so öfter c. accus., Einem entfliehen, vor Einem fliehen, eine Sache meiden, oft ϑάνατον, ὄλεϑρον, πόλεμον, κακόν, Hom. oft, auch πεφυγμένος μοῖραν, ὄλεϑρον, Il. 6, 488. 22, 219 Od. 9, 455 (welches perf. pass. aber auch c. gen. verbunden ist, πεφυγμένος ἦεν ἀέϑλων Od. 1, 18, befrei't, erlös't aus den Mühen, wie sich bei befreien u. ähnl. Verbis ein gen. findet); οὐδεμίη πόλις πέφευγε δουλοσύνην πρὸς Ἱπποκράτεος Her. 7, 154. – Φεύγειν αἰτίαν τινά, sich einer Beschuldigung durch die Flucht entziehen, 7, 214; Pind. ὄνειδος, ἀμαχανίαν u. vgl., Ol. 6, 90 P. 9, 95; Νέμεσιν 10, 43; Tragg.: τὰν Διὸς γὰρ οὐχ ὁρῶμῆτιν ὅπα φύγοιμ' ἄν Aesch. Prom. 908; λευστῆρα δήμου δ' οὔτι μὴ φύγῃ μόρον Spt. 181; εἰ μόρον φευξοίαϑ' Ἕλληνες κακόν, u. öfter; φύγοι τἂν χὠ κακὸς τὸν κρείσσονα Soph. Ai. 451; O. C. 1028 u. sonst; u. in Prosa: τὴν λύπην φεύγετε ὡς κακόν Plat. Prot. 354 c; τὰς τῶν κακῶν ξυνουσίας φεῦγε ἀμεταστρεπτί Legg. IX, 854 c; auch φεύγων φυγῇ τὸ γῆρας Conv. 195 b; ο ὐκ ἔσϑ' ὅπως ἄν τις φύγοι τὸ καταγέλαστος γενέσϑαι Lach. 184 c; Ggstz ἑλεῖν φυγεῖν Tim. 86 c, u. öfter. – Ein doppelter accus. steht in der häufigen Verbindung ποῖόν σε ἔπος φύγεν ἕρκος ὀδόντων, Il. 4, 350. 14, 83, Od. häufiger. – Auch φυγὴν φεύγειν wird verbunden, Plat. Legg. IV, 706 c; ein anderer accus. ist φεύγειν τὴν παρὰ ϑάλασσαν, sc. ὁδόν, den Seeweg fliehen, Her. 4, 12. – Andere Verbindungen sind: ὑπό τινος φεύγειν, vor Einem fliehen, Il. 21, 23. 554, Her. 4, 125. 5, 30; – ἐκ κακῶν πεφευγέναι, Soph. Ant. 434; ἐκ κακῶν μεγάλων πεφευγότας, Her. 1, 65, der es auch mit dem infin. verbindet, Bedenken tragen, sich scheuen, verschmähen, ξεινικοῖσι νομαίοισι χρᾶσϑαι αἰνῶς φεύγουσι 4, 76; ὡς εἰκότως σοι ἔφυγον κοινωνεῖν περὶ τὰ τῆς πόλεως πράγματα Plat. Ep. III, 316 b; διδάξαι ἔφυγες καὶ οὐκ ἠϑέλησας Apol. 26 a; – ἀπό τινος, Xen. Mem. 2, 6,31. – Ein bloßer genit., wie oben bei πεφυγμένος bemerkt ist, findet sich selten, s. Schäf. Schol. Par. Ap. Rh. 4, 86; Soph. vrbdt δοκοῖμ' ἂν τῆς νόσου πεφευγέναι, Phil. 1033. – Auch mit folgdm μή, ὀσμὴν ἀπ' αὐτοῦ, μὴ βάλῃ, πεφευγότες Ant. 408. – Selten von leblosen Dingen, ἡνίοχον φύγον ἡνία, dem Wagenlenker entflohen, entfielen die Zügel, Il. 23, 465, vgl. Od. 10, 131. – 2) laudflüchtig werden, aus dem Vaterlande einer Schuld wegen entweichen, Il. 9, 478 Od. 13, 259. 15, 276. 23, 120; so auch Tragg., wie Aesch. Ag. 1653 Ch. 134; ϑνήσκειν, οὐ φυγεῖν σε βούλομαι Soph. O. R. 623, vgl. 823; ὑπό τινος, vor Einem od. auf seinen Betrieb flüchtig werden, ὁρέοντες τοὺς ὁμούρους φεύγοντας ὑπὸ Σκυϑέων Her. 4, 126. – In die Verbannung gehen, in der Verbannung leben, auch φεύγειν πατρίδα, statt des gew. ἐκ πατρίδος, sein Vaterland als Landflüchtiger verlassen; Od. 15, 228; Xen. Cyr. 3, 1,24; δύο ἔτη φευγέτω Plat. Legg. IX, 867 c; τοὺς ἀδίκως φεύγοντας δικαίως κατήγαγον Menex. 242 b; ἀειφυγίαν φεύγειν, auf immer aus dem Vaterlande fliehen, in ewige Verbannung gehen, Legg. IX, 871 d 877 c e 881 b; φεύγειν ὑπὸ δήμου, vom Volke verbannt worden sein, Xen. Hell. 1, 1,27; Sp. – 3) in der att. Gerichtssprache angeklagt od. gerichtlich verfolgt werden, weil der Angeklagte in jedem peinlichen Proceß das Recht hatte, sich dem Endurtheile durch freiwillige Verbannung zu entziehen, od. weil er übh. vom Kläger, ὁ διώκων, verfolgt wurde; ὁ φεύγων, der Verklagte; φεύγων τε καὶ διώκων Plat. Rep. III, 405 b; ὁ πολλάκις μὲν φυγών, μηδεπώποτε δ' ἐξελεγχϑεὶς ἀδικῶν, der zwar oft angeklagt, aber noch nie als Uebelthäter überführt ist, Dem. 18, 251; φεύγειν δίκην, vor Gericht belangt werden; οὗ ἕνεκα τὴν γραφὴν φεύγω Plat. Euthyphr. 6 a; τινός, wegen einer Sache, ἀσεβείας φεύγοντα ὑπὸ Μελίτου Apol. 35 d; φεύγων ξενίας, δειλίας φευξούμενος, Ar. Vesp. 718 Ach. 1094; φεύγειν φόνου, sc. δίκην, des Todtschlages od. Mordes angeklagt [1266] sein, Antiph. 5, 9; Lys. 11, 12 u. sonst; auch φεύγειν ἐφ' αἵματι, Valck. Eur. Hipp. 35; φεύγει δίκην ὑπ' ἐμοῦ, er ist von mir angeklagt, Dem. – Auch = einer Anklage zu entrinnen suchen, sich vor Gericht vertheidigen.

Quelle:
Wilhelm Pape: Handwörterbuch der griechischen Sprache. Braunschweig 31914, Band 2, S. 1266-1267.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:

Buchempfehlung

Goldoni, Carlo

Der Diener zweier Herren. (Il servitore di due padroni)

Der Diener zweier Herren. (Il servitore di due padroni)

Die Prosakomödie um das Doppelspiel des Dieners Truffaldino, der »dumm und schlau zugleich« ist, ist Goldonis erfolgreichstes Bühnenwerk und darf als Höhepunkt der Commedia dell’arte gelten.

44 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.

456 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon