φράζω

[1302] φράζω, zeigen, anzeigen, darlegen, angeben, von Hom. an häufige Homerische Formen: activ. aor. 1. φράσε Odyss. 11, 22, oft redupl. aor. 2., ἐπέφραδον Iliad. 10, 127, ἐπέφραδεν, πέφραδε, πεφράδοι Iliad. 14, 335, imperat. πέφραδε, πεφραδέμεν Odyss. 7, 49, πεφραδέειν Odyss. 19, 477; medium praes., φράζεαι, φραζώμεϑα, imperat. φράζεο, φράζεσϑαι u. s. w., imperf., φραζέσϑην Odyss. 13, 373, φράζετο Iliad. 16, 646, φραζόμεϑα Odyss. 3, 129, aor. 1. ἐφρασάμην, fut., φράσσεται, φράσομαι; pass. aor. in medialer Bedeutung, ἐφράσϑης Odyss. 19, 485. 23, 260. Nach Homer aor. 1. activ. häufiger, Hymn. Hom. Ven. 128 Merc. 442 Hesiod. frgm. 29 Pind. I. 4, 38 Herodot. 7, 213; dazu praes. activ., φράζει Herodot. 6, 100, imperf. ἔφραζε 4, 113; perf. πέφρακα Isocrat. Philipp. p. 101; fut. φράσεις Aristoph. Vesp. 335, φράσων Soph. Tr. 1122; perf. med. πέφρασμαι Aeschyl. Suppl. 438; perf. pass. πέφρασται Isocrat. Ἀντιδ. §. 195, τὸ μήπω πεφρασμένον Isocrat. Περὶ τοῦ ζεύγ. p. 355; praes. pass. μαϑεῖν τὰ φραζόμενα καὶ δεικνύμενα Xen. Cyrop. 4, 3,11. Das med. ist in Att. Prosa nicht gebräuchlich. – Das activ. hat bei Hom. nach Aristarchs Ansicht überall die Bedeutung »anzeigen«, διασημαίνειν, indicare, niemals die Bedeutung »sagen«, εἰπεῖν, und eben so wenig die Bedeutung des physischen »Zeigens«. welche denn doch wohl die ursprüngliche gewesen sein wird, und welche man versucht sein könnte in mehreren Homerischen Stellen anzunehmen, z. B. in der berühmten Stelle Iliad. 14, 500 ὁ δὲ φὴ κώδειαν ἀνασχών πέφραδέ τε Τρώεσσι καὶ εὐχόμενος ἔπος ηὔδα, er hob den Kopf wie eine κώδεια in die Höhe, zeigte ihn den Troern und sprach. Man vgl. z. B. Odyss. 7, 22. 29. 49, ὦ τέκος, οὐκ ἄν μοι δόμον ἀνέρος ἡγήσαιο Ἀλκινόου, τοιγὰρ ἐγώ τοι, ξεῖνε πάτερ, δόμον ὅν με κελεύεις δείξω, οὗτος δή τοι, ξεῖνε πάτερ, δόμος, ὅν με κελεύεις πεφραδέμεν; warum könnte hier πεφραδέμεν nicht das physische »zeigen« sein? – Daß φράζω bei Hom. niemals »sagen« heißt, ist unzweifelhaft. Odyss. 1, 273 heißt μῦϑον πέφραδε πᾶσι »lege Allen den Sachverhalt dar«, »zeige an«, nicht »sprich das Wort«. Aehnlich πέφραδε μῦϑον oder μύϑῳ Odyss. 8, 142, welchen Vers übrigens nach Schol l. Didym. Zenodot, Aristophanes Byz. und Aristarch nicht kannten. – Das medium heißt »sich Etwas zeigen«, »sich Etwas anzeigen«, d. h. wahrnehmen, finden, erfinden, entdecken, ersinnen, überlegen, denken. Man kann dies »wahrnehmen« bei Hom. wohl überall vom rein Geistigen verstehn; doch sind auch hier wieder einige Stellen, wo es vielleicht eben so gut vom Physischen verstanden werden kann, z. B. Iliad. 10, 339 τὸν δὲ φράσατο προσιόντα Ὀδυσεύς. – Iliad. 1, 83 schrieb Zenodot σὺ δὲ φράσον εἴ με σαώσεις, »zeige mir an, ob du mich schützen wirst«, Aristarch dagegen σὺ δὲ φράσαι εἴ με σαώσεις, »überlege es dir, ob du mich schützen wirst«, s. Scholl. Aristonic. Ueber die ganze Aristarchische Lehre von der Bedeutung des Wortes s. Lehrs Aristarch. ed. 2 p. 84. – Neben δεικνύναι H. h. Ven. 128; ἐς χῶρον, ὃν φράσε Κίρκη Od. 11, 22; vgl. Il. 23, 138; ᾑ οἱ Ἀϑήνη πέφραδε δῖον ὑφορβόν Od. 14, 3; σήματα πέφραδε, 19, 250. 23, 206. 24, 346; τῇ χειρὶ φράζειν, mit der Hand andeuten, ein Zeichen geben, Her. 4, 113; φράσσατέ μοι δόμους, zeiget sie mir, Pind. P. 4, 117; kundmachen, ϑεοῖσι δὲ πᾶσι μετελϑὼν πεφράδοι Il. 14, 335; λόγον τινί, Pind. Ol. 2, 66; εἰ ῥητὸν φράσον Aesch. Prom. 767; σοὶ πρῶτον, Ἰοῖ, πολύδονον πλάνην φράσω 790; Soph. Phil. 49 u. sonst, wie Eur.; in Prosa, ἔφρασαν οὐδὲν τοῖσι ἀγγέλοις Her. 9, 10; ἔφρασέ οἱ τὴν ἀτραπόν 7, 213; φράζει αὐτοῖς πάντα τὰ παρεόντα πρήγματα 6, 100; φράσαι κάλλιστα περί τινος, Isocr. 2, 41; Plat. Polit. 262 c; τὰ τοιαῦτα τοῖς μαϑηταῖς ἐπὶ σχολῆς φράζουσιν Theaet. 180 b; φράζε Λυσίᾳ ὅτι Phaedr. 278 b; τόδε δέ μοι φράζε ἔτι σαφέστερον Legg. I, 626 b; ἀλλ' ἐγὼ πειράσομαι φράσαι ὅ γέ μοι φαίνεται εἶναι ἡ ῥητορική Gorg. 463 e; Xen. u. A.; ἔπεμψεν ἐπιστολὴν φράζο υσαν ὡς μὴ δέοι Plut. Timol. 7; – c. inf., befehlen, hei ßen, ἵνα γάρ σφιν ἐπέφραδον ἠγερέεσϑαι Il. 10, 127; Od. 8, 68; absolut, c. dat. der Person, δὴ γάρ μοι ἐπέφραδε πότνια Κίρκη 10, 549; vgl. Aesch. Eum. 593; einen Rath geben, eingeben, Soph. El. 190; vom Orakel, Ar. Equ. 1037 Plut. 46. – Häufig bei Dichtern und Her. im med. φράζομαι, φραζέσκετο H. h. Apoll. 19. 485, ἐφρασάμην, ἐφράσϑην, πέφρασμαι; εὔκηλος τὰ φράζεαι ἅσσ' ἐϑέλῃσϑα Il. 1, 554; οὐ γὰρ ἔτ' ἀμ φὶς ἀϑάνατοι φράζονται 2, 14, verschiedener Meinung sein; ἐπίφρονι βουλῇ φραζόμεϑ' Ἀργείοισιν ὅπως ὄχ' ἄριστα γένοιτο Od. 3, 129; 17, 279. 20, 43. 23, 122; Aesch. Ch. [1302] 111. 585; Soph. Ant. 1035; Eur. u. Ar.; φράζεσϑαι βουλάς, Od. 11, 510; ϑυμῷ Il. 16, 646; ὄφρ' ἄλλην φράζωνται ἐνὶ φρεσὶ μῆτιν 9, 423; μετὰ φρεσίν Hes. Op. 688; σοὶ κακὰ φράζονται, sie ersinnen dir Übles, Od. 2, 367; φραζέσϑην μνηστῆρσιν ὑπερφιάλοισιν ὄλεϑρον 13, 373; ἡμῖν φραζομένη ϑάνατον 24, 127; ὄνειαρ 4, 444; τινὶ ἠρίον, Einem ein Grabmahl zu setzen beschließen, Il. 23, 126; αὐτὸς ἐγὼ φράσομαι ἔργον τε ἔπος τε 15, 234; τὰ μὲν νοέω καὶ φράσσομαι, ἅσσ' ἂν ἐμοί περ αὐτῇ μηδοίμην Od. 5, 188; φράσ-σεται, ὥς κε νέηται 1, 205; meinen, sich einbilden, οὐ γὰρ ἔτ' ἄλλον φράζετο τοῦδέ τί μοι χαλεπώτερον εἶναι ἄεϑλον 11, 624; bemerken, wahrnehmen, τὸν δὲ φράσατο προςιόντα, Il. 10, 339; 15, 671. 23, 450. 453. 24, 352 Od. 17, 161; ἐφράσϑη καὶ εἰς ϑυμὸν ἐβάλετο Her. 1, 84, vgl. 5, 92. 7, 46. 9, 19; – erkennen, einsehen, begreifen, οἱ δ' ἐπεὶ ἀλλήλους εἶδον, φράσσαντό τε πάντα Od. 10, 453; εὖ νυ καὶ αὐτὸς ἐγὼ φράσομαι καὶ εἴσομ' ἑκάστην 19, 501; vgl. 21, 222. 12, 75. 114; τὶ ὀφϑαλμοῖς, 24, 217; τὶ ϑυμῷ, 24, 391; beobachten, im Auge behalten, 22, 129; sich wovor hüten, φράσσασϑαι ξύλινον λόχον Orac. bei Her. 3, 57; Pind. I. 1, 68; ἐφράσϑη N. 5, 34; λάβε, φράζου Aesch. Eum. 125; c. gen., voraussehen, ahnen, Arat. 744 χειμῶνος ἐφράσσατο.

Quelle:
Wilhelm Pape: Handwörterbuch der griechischen Sprache. Braunschweig 31914, Band 2, S. 1302-1303.
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