ἄναξ

[199] ἄναξ, ἄνακτος, ὁ (vgl. ἀνά, ἄνω), der Oberste, Herr, der Befehlende, im Ggstz der δμῶες, die fremdem Willen unterworfen sind, 1) gewöhnliches Prädicat der Götter bei Hom.; Pind. δώδεκα ἄνακτες ϑεοί Ol. 11, 51, u. sonst, wie Tragg. Bei Sp. vorzugsweise die Dioskuren, s. ἄνακες, auch ἄνακοι. Der unregelmäßige voc. ὦ ἄνα steht nur in dem Anruf an Götter, ebenso ep. u. ion. ὦ 'ναξ, vgl. Eur. Hipp. 88 ἄναξ, ϑεοὺς γὰρ δεσπότας καλεῖν χρεών. – 2) von Menschen, die über Land und Leute gebieten, wenn ihr Besitzthum auch gering ist; auch Tiresias, Od. 11, 144, wie die Söhne und Verwandten der Herrscher haben diesen Titel (der bes. nach [199] Arist. bei den Cypriern, zum Unterschiede des βασιλεύς, den Brüdern und Söhnen des Königs gegeben ward, Prinzen, vgl. Isocr. 9, 72), der bei den Tragg. auf alle Angesehenen und Edlen einer Stadtausgedehnt wird, s. Musgr. Soph. O. R. 85. 904. Bei Homer heißt Agamemnon oft ἄναξ ἀνδρῶν, vgl. Iliad. 9, 98 οὕνεκα πολλῶν λαῶν ἐσσὶ ἄναξ; Iliad. 15, 532 ἄναξ ἀνδρῶν Εὐφήτης; 23, 288 ἄναξ ἀνδρῶν Εὔμηλος; 5. 546 ὃς τέκετ' Ὀρσίλοχον πολέεσσ' ἄνδρεσσιν ἄνακτα; 13, 452 Δευκαλίων δ' ἐμὲ τίκτε πολέσσ' ἄνδρεσσιν ἄνακτα. – 3) Hausherr, οἴκοιο Od. 1, 397, der Gebieter, im Ggstz der Diener und Sklaven; 9, 440 der Cyclop im Ggstz seiner Heerden, also Besitzer; s. Theocr. 7, 79; auffallender Opp. Hal. 2, 245. 477. – 4) übh. Besorger, Verwalter, Lenker, κώπης, = νεῶν, Befehlshaber der Schiffe, Aesch. Pers. 370. 375; aber Eur. Cycl. 86 ist κώπης ἄναξ Ruderer; ὅπλων, Führer der Waffen, I. A. 1260; ψευδῶν, Lügner, Andr. 449; ἄναξ βασιλεύς vrbdn Or. 342. – Selten ist ἡ ἄναξ für ἄνασσα, Pind. P. 12, 3; Herm. H. h. Cer. 58. – In Prosa treten βασιλεύς u. δεσπότης an die Stelle dieses Wortes.

Quelle:
Wilhelm Pape: Handwörterbuch der griechischen Sprache. Braunschweig 31914, Band 1, S. 199-200.
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