ὀξύς

[354] ὀξύς, εῖα, ύ, (mit ὠκύς verwandt, anch vielleicht mit ἀκή, vgl. Buttm. Lexil. I, 243. II, 67 ff.), scharf, spitz; bes. zunächst von schneidenden Werkzeugen, Waffen; πέλεκυς, Il. 17, 250 u. öfter; ἄκων, 21, 590; δόρυ, φάσγανον, ξίφος, ἄορ, βέλος u. ä., Il. oft; ὄγκοι, 4, 214; βέλη, Pind. P. 4, 213; ὄνυχες λεόντων, N. 4, 63; σκόλοπες, Il. 12, 56. 64; auch λᾶας, 447; πάγοι, Od. 5, 411; μοχλὸν ὀξὺν ἐπ' ἄκρῳ, 9, 382; κορυφή, Berggipfel, 12, 74; σίδηρος, Eur. Suppl. 590; φάσγανον, I. A. 1566. – Dah. Alles, was auf die Sinne einen schneidenden, stechenden Eindruck macht, empfindlich ist; – a) vom Gefühl; ἠέλιος, die stechende, scharfbrennende Sonne, H. h. Apoll. 374; Hes. O. 416; ὀξειᾶν ἀκτίνων, Pind. Ol. 7, 70, vgl. 3, 25; auch χιόνος ὀξείας, P. 1, 20; sp. D., ἥλιος, Callim. 3 (XII, 71); auch Σείριος, Archil. 42; übh. schmerzhaft, ἄχος, Il. 19, 125 Od. 11, 208; ὀδύναι, Il. 11, 268. 272; μελεδῶναι, Od. 17, 517; νόσοι, μανίαι, Pind. Ol. 8, 85 N. 11, 48; u. geistig, ὀξεῖαν ἐπι-μομφάν, Ol. 11, 9, u. so bes. noch sp. D. – b) vom Gehör, scharftönend, durchdringend, von gellenden, schmetternden Tönen; ἀυτή, Il. 15, 313; u. so ὀξὺ βοήσας, 17, 89, κελεύων, 20, 52, κωκύειν, 18, 71, λεληκώς, 22, 141, κεκληγώς u. ä.; auch ὀξὺ δ' ἄκουσεν, scharf hören, 17, 256; so bei Hes. von Rossen, ὀξεῖα χρέμισαν, Sc. 348; ὀξέα καὶ λιγέως ἰάχεσ κε σάκος, 233; χάλκεον ὀξὺ βοᾶν, 243; ἐπηλάλαξαν τὸν ὀξὺν νόμον, Aesch. Spt. 936, vgl. Pers. 1015; ἀκούειν, Suppl. 884; όξὺ βοῆς ἀκοῦσαν Ἄργος, Eur. Or. 1530; πικρᾶς ὄρνιϑος ὀξὺν φϑόγγον, Soph. Ant. 420, vgl. El. 727; ἀψόφητος ὀξέων κωκυμάτων, Ai. 314; ὀξέα κλάζων αἰετός, Ant. 112; auch ὀξεῖαν ἀκοὴν τοῖς ἐμοῖς λόγοις διδούς, El. 30; ἔστι τι όξὺ ἐν φωνῇ, Plat. Prot. 332 c; φϑόγγος, im Ggstz von βαρύς, hoher Ton, Tim. 80 a; öfter auch χορδὴ ὀξυτάτη, Phaedr. 268 d; Sp., ὀξὺ μέλπειν Anacr. 53, 3, ὀξύτατα συρίξομαι, Luc. Nigr. 10. – c) vom Gesicht, blendend, hell; αὐγὴ Ἠελίοιο, Il. 17, 372; φάος, 14, 345; u. activisch, scharf sehend, ὀξὺ μάλα προϊδών, Od. 5, 393; ὀξύτατον δέρκεσϑαι, Il. 17, 675. 23, 477 H. h. 18, 14, öfter; ὀξὺ νόησε (vgl. νοέω), Hom., Hes. Th. 838; ὀξεῖ' Ἐρινὺς ἰδοῖσα, Pind. Ol. 2, 45; ὀξύτατον ὄμμα, N. 10, 62. Sprichwörtlich ὀξύτερον Λυγκέως βλέπει, von scharfem Gesicht, Paroem. App. 4, 30; auch ὀξύτερον οἱ γείτονες βλέπουσι τῶν ἀλωπέκων, ibd. 31; vgl. Ar. Lys. 1202 Plut. 310; ὀξὺ βλέπειν, Plat. Conv. 219 a u. öfter; ὀξύτερος ὀφϑαλμός, Ep. ad. 10 (XII, 88). – Dah. von den Farben, Arist. physiogn. 2; ὀξεῖα φοινικίς, Ar. Pax 1139. – d) vom Geschmache, scharf, herbe, bitter, sauer; ἐξ ὀξέος καὶ ἁλμυροῦ ξυνϑεὶς ζύμωμα, Plat. Tim. 74 e, öfter; Xen., u. häufiger bei Sp.; übtr., κίνδυνος, Plut. Timol. 4. – e) übh. empfindlich, leidenschaftlich, bes. leicht in Zorn gerathend, jähzornig; Ἄρης, Hom., wie Eur. Heracl. 290; ὀξὺ μένος, H. h. 7, 14; ϑυμὸς ὀξύς, Soph. O. C. 1195; u. in Prosa, νέος ἐστὶ καὶ ὀξύς, Plat. Gorg. 463 e, vgl. Polit. 311 a; ὀξὺ καὶ ἀνδρεῖόν πού φαμεν, 306 e; aber auch = schnell Etwas auffassend, εἰς πάντα τὰ μαϑήματα ὀξεῖς φαίνονται, im Ggstz von βραδεῖς, Rep. VII, 526 b; ἐπινοῆσαι ὀξεῖς, Thuc. 1, 70; οἱ ἀνδρεῖοι ἐν τοῖς ἔργοις ὀξεῖς, Arist. Eth. 3, 7; ὀξὺς τὰς ἐνϑυμήσεις, Luc. Salt. 81. – Uebh. auch von der Bewegung, eigtl. wohl heftig, schnell, Her. 5, 9; ἐπειδὰν τὴν ὀξυτάτην δρόμου ἀκμὴν παρῇ, Plat. Rep. V, 460 e; εἴτε βραδύτερον εἴτε ὀξύτερον ἐπαΐξασα, Theaet. 190 a. Im Gegensatz von βραδύς auch Thuc. 8, 96; so κἀκφυσιῶν ὀξεῖαν αἵματος σφαγήν Aesch. Ag. 1362; νότος, Soph. Ai. 251, wie auch Phil. 797, ὡς ἥδε (ἡ νόσος) μοι ὀξεῖα φοιτᾷ καὶ ταχεῖ' ἀπέρχεται, von dem schnellen Anfall zu erklären ist; ὀξυτέρῳ κινήσασα χαλινῷ, mit schärferem, schnellerem Zügel, Ant. 108; Sp., ὀξύτερον ἔδραμε, Diosc. 11 (VI, 220); πτήσομαι ὀξύτερος στεροπῆς, Alpheus 1 (XII, 18); nach Arist. physiogn. 2 in Beziehung auf die Bewegung dem νωϑρός entgeggstzt. – So auch adv. ὀξέως, z. B. βοηϑεῖν, im Ggstz von ἐνδοιαστῶς, Thuc. 6, 10; μεταχειρίσαι, ibd. 12.

Quelle:
Wilhelm Pape: Handwörterbuch der griechischen Sprache. Braunschweig 31914, Band 2, S. 354.
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