ὄ-νυξ

[350] ὄ-νυξ, υχος, ὁ (mit νύσσω verwandt, vgl. unguis, ungula), 1) Klaue, Kralle; Hom. immer vom Adler, νεβρὸν ἔχοντ' ὀνύχεσσιν, Il. 8, 248, wie αἰετὸς δράκοντα φέρων ὀνύχεσσι, 12, 202. 220, vgl. Od. 2, 153. 15, 161; von den Krallen des Habichts Hes. O. 206. 207. Von Löwen, λεόντων ὄνυχας ὀξυτάτους, Pind. N. 4, 63; auch vom Pferde, Xen. Hipp. 1, 3. – Bei Menschen, der Nagel; Hes. Sc. 266; ὄνυχος ἄλοκι νεοτόμῳ, Aesch. Ch. 25; κόμην ἄπριξ ὄνυξι συλλαβὼν χερί, Soph. Ai. 303; δίαιμον ὄνυχα τιϑεμένα σπαραγμοῖς, Eur. Hec. 656, vgl. Or. 959, u. öfter von dem Zerfleischen der Wangen zum Zeichen der Trauer; ὄνυχες τῶν δακτύλων, Ar. Av. 8; u. in Prosa, ἐχϑρῶν τὰς χέρας νεκρῶν ἐόντων ἀποδείραντες αὐτοῖσι ὄνυξι, Her. 4, 64; Plat. Tim. 76 e; – ἐξ ὀνύχων, aus den Fingernägeln, oder Fingerspitzen, d. i. vom Herzensgrunde, φιλεῖν, lieben, Sp.; – ἐξ ὀνύχων λέοντα, ex ungue leonem, s. Diogen. 5, 15 u. nott. daselbst; auch allgemein, ἐκ τῶν ὀνύχων τεκμαίρεσϑαι, d. i. das Ganze an einem charakteristischen Theile erkennen; – ἐξ ἁπαλῶν ὀνύχων, von zarter Jugend auf, Automed. 3 (V, 129); τὸ δὴ λεγόμενον ἐξ ἁπ. ὀν., Plut. de educ. lib. 5; a. Sp.; – ὁ πόνος δύεται εἰς ὄνυχα, er dringt unter die Nägel, wie wir [350] sagen »bis in die Fingerspitzen«, die höchste Empfindlichkeit bezeichnend. – In der Sprache der Bildhauer ὁ πηλὸς ἀφικνεῖται εἰς ὄνυχα, der Thon kommt an die Nagelprobe, wenn der Künstler mit dem Nagel untersucht, ob Alles genau und glatt gearbeitet ist, oder Alles mit der größten Sorgfalt bis ins Kleinste nachpolirt (vgl. Plut. de prof. virt. sent. a. E.), die Nägel u. andere Beiwerke der Art genau ausarbeitet; auch ἐκμέμακται εἰς ὄνυχα, bis auf den Nagel, bis auf das Kleinste genau ausgearbeitet; auch auf andere Dinge übertr., ἡ ἀκριβὴς σφόδρα καὶ δι' ὄνυχος λεγομένη δίαιτα, die genaueste, sorgfältigste Diät, Plut. de sanit. tuend. p. 387. – Uebh. εἰς ὄνυχα, δι' ὄνυχος, ἐπ' ὄνυχος, bis auf den Nagel, wie wir sagen: bis aufs Haar, aufs Genaueste zutreffend, wie σύμπηξις εἰς ὄνυχα, von einer aufs Haar passenden Fuge. – 2) von der Aehnlichkeit mit einer Kralle heißt ὄνυξ auch jeder Haken, jedes hakenförmige Werkzeug, uncus; Her. 7, 36 ὄνυξι ξυλίνοισι τὰ ὅπλα στρεβλοῠντες, v. l. ὄνοισι, ein Folterwerkzeug, Sp.; – Haken am Anker, κατέμαϑε τῇ ἀγκύρᾳ τὸν ὄνυχα μὴ προςόντα, Plut. de mul. virt. p. 274. – 3) von der Aehnlichkeit mit dem Nagel eines Menschen der untere weiße Theil an der Rose und am Knoblauch, mit dem die Blätter und Knöpfe ansitzen, ungues rosarum, Diosc. – 4) ein wie ein Nagel aussehendes Geschwür auf der Hornhaut des Auges, Medic. – 5) ein Theil der Leber, Medic. – 6) ein streifiger Edelstein, der O nyx; auch das aus Onyr Verfertigte, bes. eine Salbenbüchse aus Onyx, Sp.

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Wilhelm Pape: Handwörterbuch der griechischen Sprache. Braunschweig 31914, Band 2, S. 350-351.
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