Kapitel XIX.
De gladiatoria
oder
Von der Fechterkunst

[90] Ich weiss aber gar wohl, dass noch viel andere Arten der Tänze von den alten Skribenten sind beschrieben worden, davon der grösste Teil abgeschaffet und nur noch etwas übriggeblieben ist; als da ist der gewaffnete Tanz, der Fechtertanz, der Faust- und Kriegertanz. Fürwahr eine erbärmliche und traurige Kunst, da es für ein Spiel gehalten wird, wenn man die Leute ums Leben bringet, und für eine Schande, wenn man eine tödliche Wunde nicht standhaft aufnahm. Verflucht sei bei jedermann diese Kunst, bei deren Torheit eine Gottlosigkeit ist; gleichwie alle diese Arten ganz eitel und unverschämet sind, also sind sie nicht sowohl zu schelten als ganz zu verfluchen, weil sie den Menschen nichts anders als wunderliche Gebräuche und, wie man närrisch tun soll, lernen.[90]

Quelle:
Agrippa von Nettesheim: Die Eitelkeit und Unsicherheit der Wissenschaften und die Verteidigungsschrift. München 1913, Band 1, S. 90-91.
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