56. An den Schlaf.

[219] 1. Aus Jama's Welt hervor bist du gegangen,

Erfreuer, Sterbliche besuchst du Stäter;

Dem Einsamen gesellet gehst du kundig,

O Schlaf, gebildet in des Geistes Schoße.


2. Der Abgrund sah zuerst, der Allentfalter,

An einem Tag vor der Geburt der Nacht dich;

Von da bist du, Schlaf, hier herauf gekommen,

Deine Gestalt verbergend vor den Ärzten.


3. Hochberühmt bei den Geistern, zu den Göttern

Begab er sich, nach Herrlichkeit verlangend;

Da gaben eine Herrschaft ihm, dem Schlafe,

Die Dreiunddreißig, die des Himmels walten.


4. Nicht kennen ihn die Väter, nicht die Götter,

Deren Gespräche sonder ihn ergehen;

Dem Trita gaben sie den Schlaf, dem Aptia,

Die Aditja's, von Waruna bedeutet.


5. Dem grausam zugesetzt die Übeltäter,

Gaben durch Schlaf Wohltäter wonn'ges Leben.

Im Himmel freust du dich höchster Verwandtschaft,

Geboren bist du vom Gemüt des Leidenden.


6. Wir kennen all deine Genossen vormals,

Wir wissen, Schlaf, wer hier ist dein Gebieter;

Drum hüt' uns uns Ehrenvolle hier in Ehren,

Und gehe fern davon mit allen Giften.

Quelle:
Atharwaweda. Hannover 1923, S. 219-220.
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