16. Eine Anrufung Waruna's.

[37] 1. Der Menschen großer Aufseher wie gegenwärtig schauet er,

Wer diebisch zu entgehen meint, die Götter wissen dieses all.


2. Wer stehet und wer geht, und wer betrüget,

Wer in ein Haus und wer in ein Versteck geht;

Was zwei zusammen sitzend still beraten,

Das weiß der König Waruna als dritter.


3. Des Königs Waruna ist diese Erde,

Und jener Himmel groß von fernen Enden;

Die beiden Meere sind zwei Becken Waruna's,

Und hier im kleinen Teich ist er verborgen.


4. Ja wer hinaus ging' über'n Himmel selber,

Nicht würd' er los von Waruna, dem König.

Dies All durchwandeln seine Himmelswächter,

Schau'n tausendaugig nieder auf die Erde.


5. Dies alles überblicket König Waruna,

Was zwischen beiden Vesten und darüber;

Ihm sind gezählt der Menschen Augenblicke;

Als wie das Wild ein Jäger, trifft er alles.


6. Waruna, deine Stricke sieben, sieben

Die dreifach ausgebreitet sind zum Fange,

Bestricken alle den, der Falsches redet;

Wer Wahrheit spricht, den sollen frei sie lassen.


7. Mit hundert Stricken fahr jenen, Waruna,

Nicht entgeh dir der Frevler, Menschenblicker!

Der Schlechte sitze mit zersprengtem Bauche,

Wie ohne Stiel die abgerissne Knospe.


8. Sei Waruna zu Haus und außerm Hause,

Sei Waruna im Gau und außerm Gaue,

Ich binde dich mit allen seihen Stricken,

Sie alle hab' ich auf dich angewiesen.

Quelle:
Atharwaweda. Hannover 1923, S. 37-38.
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