1. Verschiedener Gebrauch der Waffen

[123] Der Herzog sprach: »Waffen zu gebrauchen ist wohl nicht günstig?«[123]

Der Meister sprach: »Warum sollte es nicht günstig sein? Die Heiligen benützten die Waffen, um die Schlechten zu hindern und die Grausamen zu hemmen auf der Welt. Später freilich benützten Habsüchtige die Waffen, um das Volk zu beschneiden in seinen Rechten und Reich und Haus in Gefahr zu bringen.«

Der Herzog sprach: »In welcher Zeit wohl sind im Altertum die Waffen aufgekommen?«

Der Meister sprach: »Wunden und Schädigung sind schon lang entstanden. Sie sind mit dem Menschen zusammen entstanden.«

Der Herzog sprach: »Hat nicht Tschï Yu als erster Waffen erfunden?«

Der Meister sprach: »Nein, Tschï Yu war der Habgierigste von allen Menschen. Er klebte an seinem Vorteil ohne Rücksicht auf die Gerechtigkeit, er kümmerte sich nicht um seine Verwandten und richtete sein Leben zugrunde. Tschï Yu war versunken in seine Lüste und unersättlich. Welche Waffen wäre er imstande gewesen zu erfinden!

Die Bienen und Skorpione haben ihren Stachel von Natur, und wenn sie geschädigt werden, so gebrauchen sie ihn, um sich zu verteidigen. Der Mensch hat von Natur Freude und Zorn; darum ist die Erfindung der Waffen gleichzeitig mit den Menschen entstanden. Die Heiligen gebrauchten sie zum Nutzen und beschränkten sie. Die Unruhestifter brachten sie in Aufschwung und richteten sich dadurch zugrunde. – In den Liedern heißt es:


›Der Fisch lebt unter den Algen;

sein Ziel ist der Köder.

Die Menschen leben, ach!

Besser wär's, sie wären längst gestorben.

Und man verwendet die Geisteskräfte

nicht, um das abzustellen,

sondern um den Krieg auf Söhne

und Enkel zu vererben.‹

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 123-124.
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